Irene Kohlbergers SALVETE

Wesen Gottes

Wesen Gottes
 
O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Urteile, wie unerforschlich seine Wege! (Röm 11,33)
                                                                  Paulus
 
Nicht in Worten erweist sich die Herrschaft Gottes, sondern in der Kraft.
(1 Kor 4,20)
                                                                  Paulus
 
Über allen ist er Vater; mit allen ist er das Wort, da durch dasselbe alles vom Vater ins Werden trat; in uns allen ist er als Geist, der den Menschen zum Ebenbild Gottes gestaltet.
                                                                  Irenäus v. Lyon 2.Jh.
 
Wozu kam er hierher? Etwa um zu sagen: müht euch nicht ab Gott zu suchen, denn er ist ja doch unbekannt und ihr werdet ihn nicht finden? Das ist Unsinn. Was der Herr vielmehr lehrte, ist dies: dass von Gott niemand etwas wissen kann, außer, wenn Gott ihn unterweist.
                                                                  Irenäus v. Lyon 2.Jh.
 
Niemals hat dem Vater der Sohn gemangelt oder dem Sohne der Geist, sondern unwandelbar und unveränderlich ist es dieselbe Dreieinigkeit immerdar.
                                                                  Gregor der Wundertäter 3.Jh.
 
Gott ist das höchste, unzugängliche und unaussprechliche Licht, weder mit dem Verstande zu erfassen noch mit Worten auszudrücken, erleuchtend jede vernünftige Natur. Es wird in dem grade sichtbar, als wir rein sind; geliebt in dem Grade, als wir licht geworden; je mehr wir es lieben, desto mehr erkennen wir es wiederum; es schaut und begreift sich selbst.
                                                                  Gregor v. Nazianz 4.Jh.
 
O über allem Erhabener!
Wie anders wohl darf ich Dich nennen?
Wie kann ein Wort Dich singen,
der unaussprechbar dem Wort ist?
Du bist allein unredbar;
Denn was wir auch reden, erschufst Du.
Wie kann ein Geist Dich schauen,
Der ganz unfassbar Geist ist?
Du allein bist undenkbar;
Denn was wir auch denken, erschufst Du.
 
Gregor von Nazianz 4.Jh.
 
Wir sollten uns Gott nicht so vorstellen, als wäre er unserer Gerechtigkeit ähnlich.
                                                                  Augustinus 4./5.Jh.
 
Was immer der Mensch denken mag – nichts, was geschaffen ist, ist dem ähnlich, der es schuf. Gott ist unaussprechbar.
                                                                  Augustinus 4./5.Jh.
 
Gott erfüllt die Welt nicht so wie Wasser, Luft und Licht. Er kommt, ohne von dort wegzugehen, wo er war. Darüber wundert sich der Menschengeist. Und weil er es nicht fasst, glaubt er es vielleicht nicht.
                                                                  Augustinus 4./5.Jh.
 
Gott ist wie ein Ton, den der Taube nicht fasst, der Schwerhörige nicht ganz unter denen, die hören, jeder umso besser, je hellhöriger er ist – während der Ton selbst sich allen in gleicher Weise bietet.
Nichts Wandelbares darf für Gott gehalten werden.
                                                                  Augustinus 4./5.Jh.
 
Wir sprechen von Gott.
Was Wunder, wenn du nicht begreifst? Würdest du begreifen, dann wäre er nicht Gott.
                                                                  Augustinus 4./5.Jh.
 
 
Gott wird besser durch Nichtwissen gewusst.
                                                                  Augustinus 4./5.Jh.
 
 
Gott hat das Vermögen, in sich alle zu einigen, weil er in Hinsicht auf die Extreme sich jeweils in der Mitte befindet, insofern er mit seinen eigenen Wesensanteilen jeweils zu beiden Extremen in Wesensverwandtschaft steht.
                                                                  Maximos der Bekenner 7.Jh.
 
 
Er ist nicht wie einer der übrigen Gegenstände des Erkennens, dass die Seele sich denkend zu ihm in Beziehung setzen kann und so von ihm Erkenntnis gewinnen;
Sondern sie eint sich ihm ohne begriff und Bezug auf übervernünftige Weise, die man nicht ausdrücken noch beschreiben kann und die nur Gott selbst kennt, der diese unaussprechliche Gnade denen schenkt, die ihrer würdig sind.
                                                                  Maximos der Bekenner 7.Jh.
 
 
 
 
Es ist eine Art Wahnwitz, Vermutungen über das Geheimnis des Unsichtbaren und Unfasslichen aufstellen zu wollen und sein Innerstes zu untersuchen, bei dem man das, was sich nach außen darstellt, nicht einmal ahnen kann, weil Gott ist, was er ist.
                                                                  Zeno von Verona 4.Jh.
 
Gott ist in allem und außer allem und über allem und unter allem.
Oben ist er durch seine Übermacht, unten durch seine tragende Kraft, außen durch seine Größe, innen durch seine Feinheit.
Von oben lenkt er, von unten hält er, von außen umgibt er, von innen durchdringt er.
                                                                  Gregor d. Große 6.Jh.
 
 
Gott weist keinen Mangel auf, weil er nicht aus dem Nichts erschaffen worden ist; er weist auch keine Fortschritte auf, weil er keinen Anfang kennt.
                                                                Fulgentius von Ruspe 5./6.Jh.
 
Du bist das Gute ganz, du bist die ganze Schönheit, du bist die ganze Seligkeit
                                                                                  Simeon der Neue Theologe 10./11.Jh.
 
Für Dinge, die Gott betreffen, ist das Wahrnehmungsvermögen des Geistes die Liebe.
                                                                                  Wilhelm von Saint Thierry 12.Jh.
 
Die naturgemäße Weise des Menschen ist, dass er die göttlichen Dinge nicht anders als durch den Spiegel der Geschöpfe und durch das Rätsel der Gleichnisse fasse.
                                                                  Thomas von Aquin 13.Jh.
 
Man muss den göttlichen Willen so verstehen, dass er außerhalb der Ordnung der seienden Dinge steht als eine Ursache, die das gesamte Sein und seine Unterschiede hervorbringt.
                                                                  Thomas von Aquin 13.Jh.
 
Dass Gott einer ist und dreieinig, ist einzig im Glauben zu fassen und kann auf keine Weise bewiesen und erwiesen werden.
                                                                  Thomas von Aquin 13.Jh.
 
Die höchste Schönheit ist Gott selbst. Denn Schönheit besteht in Wohlgestalt, und Gott ist die Urform, die allen Wesen Form und Gestalt verleiht.
                                                                 Thomas von Aquin 13.Jh.
 
Niemand schaut, was Gott durch sich selbst ist: Nur Gott selbst begreift völlig sein göttliches Wesen.
 Thomas von Aquin 13.Jh.
 
Weil Gott sich selbst und alles, was er durch seine Wesenheit erkennt, in einem einzigen Akt erkennt, darum spricht das göttliche Wort alles aus, was in Gott ist.
                                                                  Thomas von Aquin 13.Jh.
        
Der Wille Gottes ist gänzlich unveränderlich. Dazu ist zu bedenken: Es ist etwas anderes, den Willen zu ändern, und wieder etwas anderes, die Veränderung bestimmter       Dinge zu wollen.
Thomas von Aquin 13.Jh.
 
Wo immer Gott wohnt, der Ort ist heilig.
Thomas von Aquin 13.Jh.
 
In Gott gibt es keine Spur einer nicht verwirklichten Möglichkeit, sondern alles in ihm ist reine Wirklichkeit.
Thomas von Aquin 13.Jh.
        
Auch die Schwachheit Gottes ist nicht als ein Mangel an Kraft anzusehen, sondern als eine Kraft, die alle menschlichen Vorstellungen übersteigt.
Thomas von Aquin 13.Jh.
 
Das Göttliche scheint dem Menschen manchmal Torheit zu sein, nicht weil es wirklich einen Mangel an Weisheit aufweist, sondern weil es jegliche Menschenweisheit durchaus überragt.
Thomas von Aquin 13.Jh.
 
Unsere Kenntnis von Gott ist nicht rein eine Verneinung. Verneint wird nur die natürliche Weise des Sehens. Was bleibt, ist das Empfangen eines über-natürlichen Lichts.
                                                                  Albert der Große 13.Jh.
 
Vieles bleibt in den Geheimnissen Gottes, was der menschliche Geist nicht begreifen kann. Dieses ist dem Licht des Heiligen Geistes und dem Feuer der Andacht überlassen ohne lange Spekulation.
Albert der Große 13.Jh.
 
 
Der Mensch denkt sich Gott so, wie er ihn wünscht;
aber Gott bleibt immer so, wie er ist.
                                                                                  Ägidius von Asissi, 13.Jh.
 
 
 
Einst kam ich auf eine Wiese und sah den Knaben zu, wie sie nach Schmetterlingen haschten und die Blumen zertraten. Doch je eifriger sie sie zu fangen versuchten, umso höher schwangen sie sich empor. Da dachte ich an alle. Die durch spitzfindiges Forschen und Grübeln den Geliebten zu ergreifen und zu begreifen wähnen. Ich fand sie diesen Knaben ähnlich. Denn Gott öffnet die Tür nur der Herzenseinfalt, immerdar verschlossen bleibt sie den Grüblern.
Raimund Llull 13./14.Jh.
 
Wären Gottes Werk so, dass der Mensch sie leicht mit seinem Verstand begreifen könnte, man müsste sie nicht unaussprechlich nennen und nicht wunderbar.
Thomas von Kempen 15.Jh.
 
In Gott können keine Teile betrachtet werden, wegen seiner Einfachheit.
So ist sein Wesen die Macht, seine Macht der Wille, sein Wille die Allwissenheit, seine Allwissenheit die Weisheit, seine Weisheit die Güte, seine Güte die Gerechtigkeit, seine Gerechtigkeit die Barmherzigkeit.
Pascal Baylon 16.Jh.
 
Das heilige Nicht- Wissen ist die Wolke, über die meine beglückte Seele zum Thron Gottes eilt.
Alfons Rodriguez 16.Jh.
 
Alles Geschaffene tritt vor meine Seele, und ich sehe: Gott ist größer.
Alles, was sein könnte und mein Geist als möglich erkennt, weise ich zurück: denn Gott ist größer. Und wieder wollen zu meiner Rechten die möglichen Dinge sich vordrängen, und zu meiner Linken sehe ich die ungeheure Mannigfaltigkeit Seines Reiches, und über mir kreisen die Welten, und unter mir sehe ich alles Geschaffene; aber wiederum weise ich alles zurück; denn es ist nicht Gott. Gott ist größer, und mein Nichtwissen von Gott wächst ohne Grenzen.
Alfons Rodriguez 16.Jh.
 
Göttliche Worte sind ganz verschieden von anderen Worten: ein Einziges enthält viel mehr, als unser Verstand so schnell erfassen könnte.
Teresa von Avila 16.Jh.
 
Gott ist nichts von dem, was erkannt werden kann. Er ist ein unzugängliches Licht, ein unsichtbarer Glanz, ein leuchtendes Dunkel, eine unfassbare Unendlichkeit.
Nur der Glaube sagt, was Gott ist.
                                                                  Johannes v. Kreuz 16.Jh.
 
Alles außer Gott ist Verengung.
Johannes v. Kreuz 16.Jh.
 
            
Mystisch gesprochen, werden die göttlichen Dinge und Vollkommenheiten nicht erkannt und verstanden, wie sie sind, wenn man sie erforschen und üben will, sondern erst, wenn man sie gefunden und geübt hat.
Johannes v. Kreuz 16.Jh.
 
 
Sagte Gott einer Seele formell: „Sei gut!“ , so wäre sie sofort wesenhaft gut. Denn der Spruch Gottes und sein Wort bewirkt in der Seele wesenhaft das, was es besagt.
Johannes v. Kreuz 16.Jh.
 
 
 
Gott ist ein uferloses Meer von unendlichen Vollkommenheiten in unbegrenztem Grade.
Johannes v. Kreuz 16.Jh.
 
 
Je klarer und offenbarer die göttlichen Dinge an sich sind, umso dunkler und verborgener sind sie naturgemäß für die Seele.
Es ist wie beim Lichte: je fester einer in das volle Sonnenlicht schaut, umso mehr verdunkelt sich die Sehkraft.
Nicht als ob es an sich so wäre, sondern nur in Bezug auf unseren schwachen verstand, der durch dieses unermessliche Licht geblendet und verdunkelt wird, weil er so Erhabenes nicht fassen kann.
Johannes v. Kreuz 16.Jh.
 
Sprich von Gott immer als von Gott: das heißt ehrfürchtig und fromm, nicht großsprecherisch, selbstgefällig oder salbungsvoll, sondern mild, liebevoll und demütig.
Franz von Sales 16./17.Jh.
 
Das bisschen Sein, das wir haben, verbirgt uns die Sicht auf das Unendliche
 Pascal 17.Jh.
 
Wenn es Gott gibt, ist er über alles Maß unbegreiflich; denn da er ungeteilt und grenzenlos ist, steht er in keinem Verhältnis zu uns. Wir sind also unfähig zu erkennen, weder ob er ist, noch was er ist.
Pascal 17.Jh.
 
 
 
 
Infolge einer phantastischen Einschätzung vergrößert die Einbildung die kleinen Dinge so lange, bis unsere Seele davon überfüllt ist; und durch kühne Unverschämtheit mindert sie dir großen auf ihr eigenes Format herab; etwa wenn sie von Gott spricht.
Pascal 17.Jh.
 
Statt euch zu beklagen, dass Gott sich verborgen hat, dankt ihm dafür, dass er sich so enthüllt hat. Und dankt ihm noch weit mehr dafür, dass er sich nicht den hochmütigen Weisen offenbart hat.
Pascal 17.Jh.
 
Es gibt nur einen Gott für alle Völker. Und die Wirklichkeit Gottes ist so klar, dass man nur die Augen öffnen sollte, um sie in großen Buchstaben auf den Gesichtern aller Geschöpfe abzulesen.
Johannes de Brebeuf 17.Jh.
 
Gott befindet sich gleich einer Sonne hinter Wolken verborgen, durch welche er dann und wann einen Strahl seiner Herrlichkeit durchscheinen lässt, ohne sich unverhüllt zu zeigen.
                                                                  Alfons von Liguori 18.Jh.
 
Obgleich sich die Heiden ihre Götter nach ihren Einfällen erdichteten, so werdet ihr doch sehen, dass keiner von ihnen jemals so weit gekommen ist, sich einen Gott zu erfinden, der die Menschen so sehr geliebt hätte als unser Gott.
Alfons von Liguori 18.Jh.
 
Unverständnis für die Schau Gottes, wie sie die Schrift berichtet, rührt nur daher, dass wir uns von der Einfachheit der Anfänge des christlichen Wissens entfernt haben und unter dem Vorwand der Aufklärung in eine solche Finsternis des Nichtwissens geraten sind, dass uns unbegreiflich erscheint, was die alten bis zu solcher Klarheit wussten, dass ihnen in den gewöhnlichen Gesprächen der Begriff von der Erscheinung Gottes unter den Menschen nicht seltsam vorkam.
 Seraphim von Sarow 18. /19.Jh.
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