Irene Kohlbergers SALVETE

Israel

Geologische und politische Lage von Israel Palästina zur Zeit Jesu

 

Israelreise – Anima Reise – Bibelreise

12. bis 25. März 2023

Wir sind unterwegs auf den Spuren Jesu im Heiligen Land. Dieses Heilige Land, erweist sich nicht nur geographisch gesehen, als Land voller Gegensätze. Schon allein die Lage unserer Unterkünfte könnte nicht gegensätzlicher sein.

Zum einen wohnen wir in Tiberias, mitten in einer Provinzstadt, über dem See Genesareth, zum anderen nächtigen wir in Bethlehem, mitten unter der benachteiligten Gesellschaft der Palästinenser.

Nach Bethlehem geht es jeden Tag zweimal über eine bewachte Grenze. Ein großer Durchgang öffnet sich in der 801 km langen Betonmauer, die Israel von den Palästinensergebieten trennt. Als Wachposten sind zwei Jugendliche in grüner Montur und abgewetzten MGs eingesetzt, die alles andere lieber wollten, als hier Dienst zu machen und sich extrem zu langweilen.

Auch unsere Guides bewahren die Gegensätze. Jacqueline Rotem, die als gläubige Jüdin schon als Kind in der Schweiz dreisprachig aufgewachsen ist, einen ehemaligen Kibuzzim geheiratet hat und nun seit Jahrzehnten in Israel lebt, und unser Mohammed, der sehr jung wirkt und nur die Chance hatte Deutsch auf der Universität zu lernen. Die Akademikerin und Lehrerin einerseits und der junge Palästinenser andererseits, der nur als geistiger Taglöhner sein Brot verdienen darf.

Jacqueline

Mohammed

Doch nun zu den Historischen Stätten und Plätzen der Erinnerung. Dokumentiert durch die Arbeit der Archäologen kommen wir der Zeit und dem Charakter Herodes dem Großen am nächsten (*73 v. Chr. Bis 4 V. Chr.) In Jerusalem erinnert die riesige Fläche vor dem Felsendom und der      Al Aqsa - Moschee an seine ehrgeizigen Pläne, welche die natürlichen Formationen unter einem gepflasterten Ehrenhof verschwinden ließen

 Al Aqsa - Moschee                                                                  Pflaster am Tempelberg, das Jesus vielleicht überschritten hat...

Die Zitatelle, die er im Westen des Tempelberges errichten ließ, gehört auch noch zu seinen Bauten, die, wenn auch in Rudimenten, noch heute bestehen. Die zweite herodianische Gründung, die wesentliche Rückschlüsse auf seine Gestalt und Ambitionen zulässt, erleben wir in Masada. Hier hatte Herodes ein architektonisches Juwel errichten lassen, das bis heute bezaubert. Der gestufte Aufbau des Palastes, das ausgeklügelte System der Wasserversorgung und die Bevorratung dieses Refugiums fasziniert bis heut

Anlagenreste von Massada
Ausblick zum Toten Meer

Noch 80 Jahre nach seinem Tod erlaubte es seine Vorsorge, dass die aufständischen Juden, die sich hierher zurückzogen, überleben konnten. Als es den Römern schließlich gelang eine Bresche in die Außenmauern zu reißen, habe der Befehlshaber von Masada, Eleasar ben Jaʾir, alle Rebellen davon überzeugt, mit ihren Frauen und Kindern Selbstmord zu begehen. Doch lassen sich die archäologischen Befunde nicht spannungsfrei mit den Angaben des Josephus Flavius kombinieren. Doch gibt es auch keinen Konsens über ein alternatives Szenario.

Unten im Tal besuchen wir noch die Grundmauern einer Siedlung der Essener in Qumran

Treppe zum rituellen Bad

Grundmauer des Dorfes der Essener

Krüge für die Schriftrollen der Essener

Ihre Bedeutung erhielten sie durch Schriften, die sie vor mehr als 2000 Jahren in Tonkrüge füllten, versiegelten und in Höhlen an der Ostseite der Judäischen Wüste versteckten. Durch Zufall wurden die Schriften Mitte des 20. Jh. wieder entdeckt und verkörpern seither einen unschätzbaren Wert für Wissenschaft und Theologie

Das Herodeon, die letzte Ruhestätte von König Herodes, spricht eine ähnliche Sprache. Auf einem Hügel, der mit seiner künstlichen Aufschüttung heute 756 m hoch und weithin sichtbar ist, begann im Jahr 24 v.Ch Herodes der Große seine Palast-Festung oben auf dem Berg, und ein Gästehaus samt Teich am Fuße des Berges zu bauen.

Palastfundamente heute

            Innenraum des Palastes

Privattheater von Herodes Modell des Herodesgrabes

 In dieser Palastfestung war auch sein Grab vorgesehen, das Ehud Netzer im Mai 2007 entdeckte. Es waren drei Sarkophage, einer davon war der vom König Herodes des Großen, der hier im Jahr 4 v.Ch begraben wurde. Allerdings waren die Sarkophage zerstört worden – vermutlich von den Zeloten im Jahre 66.n.Chr.                                                                                                                                                                                                                                                                           

Eine weitere großräumige archäologische Fundstätte, die sich den römischen Ambitionen verdankt, an allen wichtigen Stätten ihr wohldurchdachtes städtebauliches Programm zu verwirklichen, durchwanderten wir in Bet She’an. Die Stadt liegt an einer ehemals wichtigen Verkehrskreuzung inmitten eines wasserreichen und fruchtbaren Gebietes. Besiedelungspuren reichen bis ins fünfte Jahrtausend vor Chr. zurück.

                                                                                                                                                                                                                         Modell der antiken Stadt

Im Grunde ist dem Reisenden durch Europa und den Mittelmeerländern der Aufbau der Stadt wohlbekannt. Es gibt das Theater, das hier und heute von jungen Leuten „bespielt“ wird, es gibt die großzügigen Thermen, die Hauptstraße (Palladiumstraße) quer durch das Gelände, die Trümmer einer Tempelanlage, die Ladenstraße und ein Nymphäum. Als Besonderheit erweist sich das Sigma, ein halbkreisförmiger Platz aus der Byzantinischen Epoche. Die Räume, die den Platz umsäumen, sind mit farbigen Mosaiken geschmückt – auch mit einem Medaillon, das Tyche als Schutzgöttin der Stadt verewigt.

 
Theater Palladiumstraße
Details zur Badeanlage                 Tempelanlage Sigma mit Bodenmosaik

Unser Besuch der Erinnerungsstätten zur Heiligen Schrift begann in Galiläa. Dazu muss vorausgeschickt werden, dass die Überlieferung der Heiligen Plätze weit in byzantinische Zeit zurückreicht. Manchmal ließ sich die Tradition durch archäologische Funde bestätigen, manchmal blieben sie durch das Gebet der Pilger geheiligte Plätze, ohne geschichtliche Relevanz. Dazu kam, dass die heiligen Plätze schon früh mit steinernen Gedenkstätten überbaut, die im Laufe der wechselvollen Geschichte des Landes immer wieder zerstört und neu errichtet wurden. Nur wenige der heiligen Stätten verfügen über eine weiter zurückreichende Präsenz, wie z. B. die Auferstehungskirche in Jerusalem und die Geburtskirche in Bethlehem.

Im Fall des Berges der Seligpreisungen begrüßt uns eine achteckige Rotunde aus der Zeit der Mussolini-Ära. An sich ein gelungener Bau, der innen hell, die Gläubigen in der Runde Eucharistie feiern lässt. Angenehm war auch der kleine Garten ringsum, der einen schöner Weitblick auf grüne Hügel und den See Genesareth erlaubte.

  

Die Primatskapelle ist über eine Steinstufe errichtet, woran die Fischer früher ihre Boote festbanden. Zweifellos ist der Wasserspiegel des See Genezareth seit Jesu Zeiten schon sehr weit abgesunken. Die Nähe zum Wasser macht diesen Erinnerungsplatz zu einem besonderen Erlebnis.

                     

In der Brotvermehrungskirche, die von deutschen Benediktinern verwaltet wird, dürfen wir an der hl. Messe teilnehmen. Es ist ein der Romanik nachempfundener Kirchenbau, der uns hier umhüllt. Die heutige Kirche wurde auf den vorgefundenen Grundmauern der im 7.Jh. zerstörten Kirche wieder errichtet und 1982 eingeweiht. Eindrucksvoll und faszinierend erleben wir die feinen Bodenmosaike, aus Blumen und Tiermotiven, sowie das berühmte Mosaikbild mit den fünf Broten und den zwei Fischen vor dem Hauptaltar. Draußen vor der Kirche können wir noch ein Byzantinisches Taufbecken bewundern, das von Hebron hierhergebracht wurde.

                  Apsis der Brotvermehrungskirche                       Mosaikbild der fünf  Brote und der zwei Fische
           Innenhof der Kirche Frühchristliches Taufbecken

  Mosaike aus der Byzantinischen Zeit

                                                                           

In Karfarnaum eröffnet sich uns ein unerwarteter Einblick in die Dorfstruktur zu Jesu Zeiten. Die schwarzen Grundmauern der früheren Häuser zeigen sehr deutlich, wie beengt man damals lebte – auch fehlte jeder Luxus, der die Römer in ihren Landhäusern so selbstverständlich umgab. Die Synagoge aus weißem Kalkstein beherrscht das Areal und wird in das 4 Jh. n Chr. datiert. Da es eine durchgängige Praxis war, Sakralbauten über schon vorhandenen heiligen Plätzen aufzurichten, können wir annehmen, dass auf dem dunklen Pflaster aus Basaltsteinen, das unter der späteren Synagoge gefunden wurde, Jesus gepredigt und gelehrt hat.

Ansichten der Synagoge aus dem 4.Jh. Boden der alten Synagoge (Jesus-Synagoge)

Noch eindrücklicher werden die Spuren, dort, wo sich das Haus von Petrus befand. Der archäologische Befund zeigt überdeutlich, dass hier die erste Hauskirche bestand. Ein kleiner Rundbau, der von einem größeren umfasst ist.

                   Grundmauern der Fischerhäuser                  Grundmauern des Petrushauses

Das Nebeneinander von Synagoge und einem frühchristlichen Gotteshaus erscheint noch im Nachhinein bewundernswert. Haben doch die Ausgrabungen gezeigt, dass dies bis ins 7. Jh. hinein der Fall war. Die fliegende und gelandete Untertasse, die sich heute als Sakralraum über dem Petrus-Haus erhebt, muss leider auf unseren Besuch verzichten ---

Über unseren Besuch in Kana gibt es nur wenig zu berichten – es regnete, regnete ... Daher blieb das im Salzburger Stil nachgebaute Gotteshaus unserer näheren Betrachtung entzogen.

       

In den Ausgrabungen von Magdala begegnen wir einer jüdischen Gemeinde, die in aller Klarheit ihren angestammten überlieferten Glauben nachlebte. Es gibt eine Synagoge mit gut erhaltenem Thorapult. Es gibt Lagerhäuser und einen großen Marktplatz. Es gibt Spuren von handwerklichen Einrichtungen, wie Backöfen oder Fischereizubehör, es gibt Vorratskammern und Wohnhäuser mit Wasserbecken für rituelle Bäder.

Synagoge zu Magdala mit Thoralesepult

Thoralesepult

  Werkstatt mit Mosaikboden        Eingang zu einem Ritualbad

Die moderne Bootkapelle, die daran erinnern soll, wie Jesus vom Boot aus predigte, besticht durch nahezu durchsichtige Helligkeit. Der Altar ist in Form eines Bootes gestaltet, der genug Raum lässt, um den Blick durch ein großes Glasfenster hinaus zum See, nicht zu behindern.

Bootkapelle: Außenansicht Bootkapelle:Innenansicht

In der Unterkirche begegnen wir der blutflüssigen Frau, die Jesu Gewand berührt und daraufhin gesund wird. Es ist ein eindrückliches modernes Gemälde, dass sich von den vielen dilettantischen Versuchen, die uns noch erwarten, wohltuend abhebt. Unser Führer Toni liest uns gerade hier sehr eindrückliche Texte vor, die dem Platz ein zusätzliches Gewicht verleihen. 

Nazaret! Die größte Kirche des mittleren Ostens erhebt sich hier über der winzigen Grotte, wo man den Besuch des Engels Gabriels bei Maria, von katholischer Seite her, verortet. Der riesige Bau aus Sichtbeton (1954-1969) lässt trotz allem, eine winzige Dosis von sakralem Esprit verspüren, der dem Ganzen den Bahnhofscharakter und die Schwere nimmt.

Verkündigungskirche Fassade Kuppel im Innern  

Verkündigungsgrotte

 Hochaltar im 1.Stock

Marienbilder aus der ganzen Welt      

5.Station: Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen 11. Station Jesus wird seiner Kleider beraubt

In der Oberkirche, die den offenen Innenraum umgibt, sind unterschiedlichste Gaben und Bilder aus aller Welt gesammelt.  Mich selbst faszinieren die guten und eindrücklichen Kreuzwegstationen, die ein moderner Meister aus Ton geformt hat. 

Der Berg Tabor erhebt sich als 588 m hoher Hügel am Ostrand der Jesreelebene im Norden Israels.

In der Vergangenheit war dieser Hügel naturgemäß ein umstrittener Ort, weil er sich unmittelbar für Verteidigungszwecke einsetzen ließ. 

              

Heute wird der Hügel von der Verklärungskirche gekrönt, die von den Franziskanern in der Zeit von 1921-24 errichtet wurde. Die Innendekoration der Apsis wurde dem byzantinischen Duktus nachempfunden: Jesus zwischen den Heiligen, Elias und Moses und darunter die drei Apostel – gut gemeint ist nicht immer gut ...                                                                                                                                                            

KLosteranlage heute
Jesreelebene Jesreelebene

 Doch außerhalb der Kirche ist es wunderschön: die Aussicht in die Jesreelebene, die Stille und der Zauber der alten Klostergebäude, die hier noch in ihren Grundmauern herumstehen – alles atmet Friede und Stille - noch, bis die Pilgerströme den Raum überfluten werden.

Eine ganz besondere Atmosphäre umgibt die Taufstelle Jesu bei Qasr el Jahud. Man kann nicht genau sagen, warum. Durch die vergangenen Regenperiode ist das Wasser ganz braun geworden, verursacht durch aufgewühlten Schlamm. Gleichzeitig schlängelt sich der Fluss durch üppiges grünes Ufergebüsch und fasziniert durch einen unerwarteten romantischen Anblick.

 

Die Holz - Konstruktionen am Ufer erlauben uns allen, uns niederzusetzen und ins Wasser zu schauen. Auch können wir in dem seichten Uferbereich herumwaten. Es ist still hier und jeder kann so seinen Gedanken nachhängen. Später kommt eine Gruppe von Freikirchlern in weißen Gewändern und macht uns zu Zeugen ihres Taufrituals, dass durch Untertauchen an einer tieferen Wasserstelle geschieht.

In Akkon berührt uns die Kreuzfahrerzeit fast unmittelbar. Die Unterbauten der ehemaligen Festung faszinieren durch ihre gewaltige Ausdehnung, die ihresgleichen sucht. Der Stadtrundgang überrascht durch eine weitere Besonderheit: einem unterirdischen Gang, der ursprünglich von der Festung bis zum Hafen reichte und die jeweiligen Mächtigen von den Begegnungen mit dem gemeinen Volk wirksam abschottete.

Festungsanlage heute Moscheebrunnen   Unterirdischer Gang heute

Eine der ehemaligen Karawansereien wird zurzeit in eine Luxusherberge umgebaut. Auch Swimmingpools auf der Dachterrasse sind eingeplant – wohl ein Szenario, das wir alle gut kennen.                                                                                                                          

Insgesamt verströmt Akkon Lebendigkeit und Farbenpracht – die bunten Boote im Hafen, die grüne Kuppel der El Jazzar Moschee, die buntgekleideten Menschen in den Basaren. Alles fühlt sich hier etwas leichter an, als im übrigen Israel – einfach Seestadt, einfach offen nach außen hin ...

Jerusalem

Unser erster Blick erreicht Jerusalem von Norden - vom Skopus Berg. Sofort zieht die goldene Kuppel des Felsendomes unseren Blick auf sich – dann holen sich die hohen Türme der Franziskaner Kirche unsere Aufmerksamkeit auf sich.

Ganz draußen in der westlichen Neustadt begrenzen zahlreiche Wohnblöcke den Horizont. Sie tragen – obwohl von unterschiedlicher Größe – alle den Charakter der Notwendigkeit. Sie alle wirken wie Zündholzschachteln, die möglichst vielen Familien eine Wohnung bieten sollen. Es fehlen alle architektonischen Charakteristika, die in Europa die modernen Wohnviertel auszeichnen. Dazu sieht man offenbar keine Veranlassung. Wohnraumbeschaffung pur, das ist die konkrete Notwendigkeit.

Das Henontal, das die Altstadt von Jerusalem im Süden umgibt, müssen wir fast täglich durchfahren, wenn wir von Bethlehem Ausflüge in die Umgebung planen. Es ist eine grüne parkähnliche Anlage mit Spielplätzen und Erholungsräumen.

An der linken Seite, Richtung Süden, erhebt sich die von Sultan Soliman errichtete Stadtmauer aus hellen Quadern – fein restauriert. Auf der gegenüberliegenden Seite leben die Wohlhabenden in ihren Villen. An Wochentagen fließt hier der Verkehr ganz dicht, der allen Autofahrern stoische Gelassenheit abverlangt – auch unserem Buschauffeur.

Am Jerusalem-Tag unserer Reise betreten wir die Stadt durch das Jaffator. Es ist noch früh am Morgen und unsere Wanderung führt uns quer durch die Stadt, entlang der Basare, deren Türen noch geschlossenen sind; was sich einigermaßen seltsam anfühlt.

Am ersten Checkpoint zur Westmauer und dem Felsendom blödelt uns ein Beamter, dem offensichtlich langweilig ist, in Jiddisch an. Ohne Probleme gelangen wir das erste Mal zur Westmauer. Wir durchqueren den Platz und steigen hinauf zum ehemaligen Tempelplatz, wo sich rechter Hand die Al Aqsa Moschee erhebt.

Auch hier das gleiche geschichtliche Spiel: moslimischer Herrscher baut die Moschee - die Templer errichten die Fassade und gestalten den Bau zu einem Stützpunkt um. Heute ist es wieder eine Moschee, die am nächsten Tag von etwa 80.000 Menschen besucht werden wird. Wir steigen hinauf zum Tempelberg, betreten die gewaltige Fläche, die Herodes der Große errichten ließ und sind überwältigt. Jesus hat hier keine sichtbaren Spuren hinterlassen – aber hat er nicht viele Male diese gepflasterte Höhe durchquert? Hier ist gut sein.

Der Platz ist überraschend wenig besucht und wir können uns hier mit unseren Kameras austoben – vor dem wunderschönen Felsendom, der mit seiner leuchtenden Goldkuppel und farbigen Azulejo -Dekoration alle anderen Gebäude überstrahlt. Beindruckend und harmonisch in ihren Maßen sind auch die Bogenanlagen, die den großen Platz nach außen hin abgrenzen.

Später geht es durch einen geheimen Checkpoint zurück zur Westmauer. Dort empfängt uns ein schwarz-weißes Gemisch von bewusst freudigem Charakter, wo tanzende Männer den 1. Nissan begrüßen. Auf der Frauenseite ist es etwas ruhiger. Dennoch muss man die Frauen bewundern, die, den Lärm und die Unruhe um sich vergessend, den Blick in ihre Gebetbücher versenkt, hierorts beten können.

Weiter geht es – nun durch den Basar, der sich bunt und fröhlich vor uns öffnet, hinüber zur protestantischen Erlöserkirche.

Es gibt hier eine kleine Pause, dann wandern wir in der Gegenrichtung durch die Via Dolorosa, zur St. Annakirche.

Diese Kirche hat die Stürme des letzten Jahrtausends überlebt und bewahrt, als eindrucksvolles Beispiel romanischen Kirchenbaus. Errichtet im 12. Jh. hat sie Zerstörung und Profanierung nicht nur standgehalten, sondern wurde den Franzosen, bzw. Napoleon III., von Sultan Abdül mecid als Dank für die Unterstützung im Krimkrieg, geschenkt. Vor dieser Übergabe wurde die Kirche als Koranschule genützt, wodurch der schlichte Charakter des Baues erhalten blieb. In den Jahren  1829 – 1914 wurde die Kirche restauriert und den Weißen Vätern überantwortet.

Es fühlt sich gut an, hier zu sein; auch das Singen in diesem wunderbaren hellen Innenraum---

Sankt Anna außen Sankt Anna innen
Teich von Bethesda

      Die Wasserbehälter des nahen Teiches Bethesda sind zwar längst versiegt, dennoch vermitteln die tief eingelassenen Grundmauern ein eindrückliches Zeugnis von der ursprünglichen Größe und Bedeutung des Ortes. Auch hier ist Jesus einmal wirklich herumgewandert …

Nun geht es durch die Via Dolorosa in der richtigen Richtung.

Die dritte Station, worin an die Geißelung Jesu erinnert wird, bleibt uns verschlossen – zu viele Leute. Nach der vierten Station empfängt uns das österreichische Hospiz mit seinen wunderschönen anheimelnden Räumen und einer Dachterrasse mit einem überwältigenden Blick über die Stadt Jerusalem.

 In ihrer jahrhundertelang gewachsenen Schönheit liegt sie da die Stadt Jerusalem. Jerusalem, die Stadt, immer wieder angegriffen, zerstört und wieder aufgebaut. Jerusalem, die Stadt, wie eingehüllt in einen Mantel von jahrhundertelangem Leid. Kann eine Stadt leiden? Ja, wenn sie zum Symbol einer religiösen Hoffnung für alle Menschen geworden ist, wie Jerusalem. (sh.Ps 87)

 Am liebsten würden wir hierbleiben – aber wir reißen uns von diesem wunderschönen Anblick los und tauchen wieder in die Via Dolorosa ein.

Der Besuch der Auferstehungskirche gerät zu einer nervlichen Herausforderung für unsere Führerin.

                                                                                                                                                        Hier ballen sich die Massen und es ist von vorneherein klar, dass wir die eigentlichen Erinnerungsstätten nicht zu Gesicht bekommen werden – dazu ist keine Zeit. Was für uns bleibt ist der Altar, der über Golgotha und  dem archäologisch belegten Felsen der Kreuzigung,  errichtet ist.

  Kreuz über dem Felsen der Realen Kreuzigung                                                                             Fels von Golgotha

Ich habe das Glück vor der Stelle beten zu dürfen, worin der Längsbalken von Jesu Kreuz eingelassen wurde, bevor die nächste Schar von lateinamerikanischen Pilgern das Terrain besetzt.

Ein interessantes Phänomen lässt sich beim Salbungsstein beobachten. Eine Reihe von Pilgern begießt die rosa Marmorplatte, die sie dann mit verschiedenen Gegenständen wieder aufsaugen – ein bisschen seltsam – aber es gibt verschiedene Arten Ehrfurcht und Liebe zu zeigen…

Salbungsstein

Einige stille Momente werden uns später in der Kreuzauffindungshöhle der Hl. Helena geschenkt.

Stelle der Kreuzauffindung Graffitti der Kreuzfahrer an der Treppe

   Eine kurze Sammlung ins Gebet – aber nicht lange – dann geht es wieder nach oben in die Kirche, wo ein kleiner Traktor mit Anhänger und gewaltigen Lärm eine Runde um die Auferstehungskapelle beschreibt. Lärm, Massen von Leuten - ungeduldige Aufseher, ect., gestalten den Besuch der Heiligen Stätten zu einer Perforcejagd nach Erinnerungselementen, die man vielleicht später hervorholen kann, um sich die historischen Orte vor Augen zu führen. Von Gefühlen der Andacht oder der emotionalen Anteilnahme ist weit und breit keine Rede ---

Auferstehungskapelle in der Mitte der KIrche

Gegensätze auch hier, auf Schritt und Tritt. Meine Fotos innerhalb der Grabeskirche werden wohl kaum mehr hergeben, als ein mehr oder weniger gelungenes Dokumente, meines Hierseins.(Erschwert durch die kaputte Ferneinstellung meiner Kamera)

Weiter geht es Richtung jüdisches Viertel, wo wir ein wenig verschnaufen dürfen. Am Weg dorthin spielt uns ein Jüngling mit seiner Gitarre auf und es ertönen die alten Weisen von Frieden und Sehnsucht nach dem Frieden, der wohl nirgends auf der Welt so fragil ist, wie hierorts…

Später geht es hinüber zum Zionstor, das sich noch mit den Einschusslöchern des letzten Krieges präsentiert. Wir besuchen den Abendmahlssaal und das Grab Davids. Beides Memorials, ohne geschichtliche Begründung. Wir sind schon sehr müde und es gelingt kaum diese letzten Eindrücke noch emotional zu verarbeiten.

Dass die Hagia-Maria-Zion gerade restauriert wird und unzugänglich für uns bleibt, erschüttert uns daher auch nicht besonders.

Davids Grab und Abendmahlsaal von außen Abendmahlsaal

 

 Du, Bethlehem, im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutenste unter den führenden Städten von Juda: denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. (Mt 2,6) Bethlehem trennt heute eine hohe Betonmauer vom übrigen Israel. Wir werden diese Grenze vier Tage lang passieren - ohne Führerin - weil den Israelis das Betreten der palästinensisch verwalteten Gebiete untersagt ist, und zwar von der eigenen Regierung. Die politische und menschliche Situation der Einwohner eröffnet sich uns in zwei Begegnungen sehr eindrücklich. Frau Dr. Nuha Khoury von der Universität Dar al Kalima Universität berichtet uns wortreich und lebendig über die Stellung der Frau in ihrem Lebensraum, unser Führer Mohammed macht uns demgegenüber mit den sozialen Ungerechtigkeiten in seiner Welt bekannt.

Eingangsbereich der Universität von Bethlehem Dr. Khoury

Die Stellung der Frau in den unterschiedlichen Ethnien und der religiösen Zugehörigkeit kann mit dem Begriff, rechtliche Benachteiligung, grob umschrieben werden. In den christlichen Rechtsräumen ist es etwas besser – doch von einer Gleichstellung von Mann und Frau auch hier kaum eine Rede. Innerhalb der Familie wird die Rangreihe der Einflussnahme allerdings umgekehrt, wie uns Dr. Khoury in launigen Vergleichen demonstrierte.

Oben an der Umfassungsmauer des Herodions erfahren wir einige Details zum Thema, soziale Ungerechtigkeit, von Mohammed. Hier können wir mit eigenen Augen die gelobte Siedlungspolitik der Israelis betrachten, die den Palästinensern zeigt, wie man richtig arbeitet und lebt. Ein langgestreckter Hügel im Süden des Herodions ist eng bebaut mit israelischen Einfamilienhäusern, mit geraden Straßen und allen notwendigen Einrichtungen. Im Grunde ein kleines Dorf. Die Häuser mit roten Satteldächern verraten, dass sie sich auch gegen den Sturzregen schützen können, während die Flachdächer der Palästinenser ausnahmslos große Wasserbehälter tragen. Die Siedler verfügen ständig über das Wasser aus der allgemeinen Wasserleitung. Die Palästinenser erhalten Wasser nur während zwei Tage im Monat. Wie sie damit zurechtkommen, das bleibt allerdings eine offene Frage.

Weiter fahren wir zunächst zu den Hirtenfeldern bei Bet Sahour. Eine zur Kapelle gestaltete Wohnhöhle erwartet uns hier. Hier war gut sein! Und wenn Maria und Josef in einer solchen Wohnhöhle Zuflucht fanden, dann war es eine gute Umgebung – dann spürten sie die Wärme und die Stille dieses Ortes, vielleicht ähnlich wie wir.

Hirtenhöhle in Bethlehem

Die alte Geburtskirche bezaubert nicht nur durch ihr ehrwürdiges Alter, sondern auch durch den mystischen Anhauch, der sich durch die über die Jahrhunderte hier verrichteten Gebete und Gottesdienste bereits in den Mauern verdichtet hat. Zur Geburtsgrotte zu kommen, bleibt uns verwehrt. Doch dürfen wir in der Arbeitszelle des Hl. Hieronymus, seiner Freundin Paula und Eustochium, ein wenig bleiben und auch ein Weihnachtslied anstimmen, was uns mehr oder minder gut gelingt.

Geburtskirche von Bethlehem außen                         Inneres der Betlehemkirche Ursprüglicher Mosaikschmuck Antike Spolien mit byzantinsichen Fresken geschmückt

An unserem Bethlehemtag abends besuchen wir noch den Gottesdienst in Jerusalem zur Begrüßung der Königin Sabbat, der uns während mehr als einer Stunde durch den melancholischen jüdischen Psalmengesanges in meditative Stimmung versetzt.

Letzter Tag in Jerusalem….

Der Anblick Jerusalems vom Ölberg aus, übertrifft alle anderen Aussichtspunkte. Der Tempelberg liegt zum Greifen nahe, alle Bauten der Altstadt bekommen ihr eigenes Gesicht. Die Skyline mit den modernen Zweckbauten verschwindet fast im Morgennebel.

Unser erstes Ziel hier ist die Vaterunser-Kirche. Diese katholische Kirche ist Teil eines französischen Karmelitinnen-Klosters, dessen Geist durchaus spürbar ist. Der Garten des angeschlossenen Klosters ist gepflegt und man kann sich gut vorstellen, dass Jesus und seine Jünger sich hier wohlfühlen konnten. Das Vaterunser, das hier in 140 Sprachen zur Ehre Gottes in den Kreuzgängen angebracht ist, könnte man vielleicht auch als frühe Reklame für unseren Glauben deuten, dem ein so großes, auf die transzendente Wirklichkeit ausgreichtetes Sprachdenkmal, geschenkt wurde.

Eingangsbereich des Karmels

Vater unser in Griechisch Gartenanlage

Wir steigen den Hang des Ölbergs hinunter, Richtung Kidrontal, das übersät ist mit Grabplatten. Hier sind sie begraben die Reichen und Mächtigen, die Frommen die Wissenden, die auch am Auferstehungstag die ersten sein wollen!!!

Die katholische Kirche Dominus Flevit besticht durch Einfachheit und Helligkeit. Das Kirchlein wurde 1955 nach Plänen Antonio Berluzzis auf den Fundamenten eines byzantinischen Vorgängerbaues errichtet, deren äußere Gestalt die Form einer Träne nachempfindet. Über dem Altar, dessen Apsis nach Jerusalem ausgerichtet ist, öffnet sich ein sehr großes Fenster und gibt den Blick auf die Stadt ganz frei. Am Altartisch befanden sich bei unserem Besuch ein goldener Kelch mit einer Patene.

Das hat mich angesichts der Besucherströme sehr verwundert. Doch gleichzeitig schien mir eine unsichtbare Kraft von den goldenen Altargeräten auszustrahlen, die sie schützend umhüllte.

Zum Mariengrab steigt man über viel Stufen tief hinunter.

Diese Krypta wurde von Sultan Saladin versschont, als er die Kirche der Kreuzfahrer darüber zerstörte. In der eigentlichen Grotte ist über dem Kenotaph ein Altar errichtet, der mit orthodoxen Zeichen der Verehrung nahezu eingehüllt wird. Wir steigen wieder empor und berühren die Kirche der Nationen, womit der Fels des Ölbergleidens überbaut ist, nur mehr im Vorbeigehen.

KIrche der Nationen

Ein Blick noch hinüber – nun zu den vor uns aufragenden Mauern der Altstadt und dann geht es wieder zurück nach Tel Aviv und von dort nach Hause. 

 

Eine Reise, die uns unzählige und die unterschiedlichsten Eindrücke vermittelte, war zu Ende gegangen. Nachzutragen wäre hier auch noch unser Besuch im Kibbuz Ein Gev, den jeder von uns in sehr persönlicher Weise kommentierte. Nachzutragen wäre unser „Bad“ im Toten Meer, das die Gruppenmitglieder wohl auch unterschiedlich erlebten, sowie die Kahnfahrt am See Genesareth.

Der See Genesareth war und ist ein wunderbares natürliches Ambiente, der alles hält, was man von ihm erwartet. Vom Staat Isreal verordnet, dürfen die Ufer des Sees nicht verbaut werden. Damit bleibt der See der modernen Verschandelung entzogen. Ob ihn wohl eine Hand vom Himmel her, so schützt und rettet??? Wo immer wir das Ufer des Sees "berührten" spürten wir fast SEINE Gegenwart. ER war da, mitten unter uns, damals wie heute. Hier war ER wirklich spürbar und nicht in den teils schrecklichen Aufbauten - genannt Kirchen - über den Erinnerungsplätzen unseres Glaubens.

Und nachzutragen wäre unser Besuch am Wadi Qelt, wo uns die transzendente Kraft der judäischen Wüste umhüllte. Für mich persönlich war es der Ort, wo ich spürte, wie sich Erde und Himmel berührten. Diese Wüste verströmt eine unbeschreibliche Energie, eine Faszination, die nicht nur viele Propheten und Heilige in ihren Bann zog, sondern auch Jesus selbst, der sich hierher während vierzig Tage zurückzog, um mit seinem Vater Zwiesprache zu halten.

Dankbar blicke ich und wir auf eine Reise zurück, die von Toni initiiert und geleitet, von Birgit organisiert und den örtlichen Reiseführer realisiert wurde. Danke euch allen und vor allem dem Super-Team aller Mitreisenden, die ohne Murren und negativen Bemerkungen, dem christliche Ideal des Annehmens und Akzeptierens manchmal sehr tapfer entsprachen.

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