Irene Kohlbergers SALVETE

Spanien

Spanien ... Spanien?

Viele Leute können mit diesem Land nicht wirklich etwas anfangen...Geht nicht der Jakobsweg auch durch Spanien? So fragen die einen -

Ist das nicht das Land mit der Inquisation, die auch Leute wegen ihres Glaubens umbrachten...? So fragen die anderen...Manchmal erinnert man sich, dass es in Spanien auch schöne Strände gibt - - das Stichwort Stierkampf fällt und bei den Damen das Stichwort Letizia -- Ja und dann kommt noch: Die Spanier sind sehr stolz!

Sehr ironisch und böse abgehandelt!

Aber Spanien ist empfindungsgemäß sehr weit weg vom zentraleuropäischen Bewusstsein. Diese Entfernung bewirkt, dass die Nachrichten, die von Spanien durchkommen, nur gesamteuropäische Ereignisse betreffen - z. B : Fußballmeisterschaften, oder andere Sportereignisse. Manchmal schafft es auch ein Film oder eine Primadonna ins europäische Bewusstsein. Dennoch bleibt Spanien am Rand von Europa gelegen und daher weitgehend unbekannt.

Einzelheiten über Spanien finden sich auf Wikipedia in Hülle und Fülle...Daher sollen hier nur Daten folgen, die im Zusammenhang mit dem kulturellen Gewicht von Spanien stehen.

Spanien ist Mitglied der UNO, der EU, der OECD und der NATO. Es zählt zu den sehr hoch entwickelten Ländern und zu den 20 größten Export und Importnationen (2021). Spanien ist der Fläche nach das zweitgrößte (506.030 2Km) Land Europas und umfasst 17 Regionen. Nach der Einwohnerzahl ist es das viertgrößte Land der EU. Nach Frankreich ist es zudem das am zweithäufigsten besuchte Land der Welt.

Spaniens geschichtliche Wurzeln reichen sehr weit zurück. Sichtbare Spuren und archäologische Funde gibt es allerdings erst aus römischer Zeit. Das grandiose Aquädukt von Segovia, mag hier als Beispiel ausreichen. Nach der Völkerwanderung und der Umgestaltung des politischen Römerreiches – war das heutige Spanien allen Schwierigkeiten und Problemen ausgesetzt, wie große Teile des übrigen Europa.

Röm. Aquädukt in Segovia

Zweifellos blieb der kulturelle Einfluss der römisch byzantinischen  Kultur auch nach der Trennung von West -und Ostrom und auch noch in der Völkerwanderungszeit , erhalten - doch verringerte sich die Einflusssphäre von Byzanz so nach und nach.

Das Westgotenreich auf der iberischen Halbinsel bildete in vielerlei Hinsicht eine Brücke zwischen Antike und Mittelalter, da hier länger als in vielen anderen Regionen des römischen Westens spätantiker römische Strukturen fortbestanden, andererseits Lebens- und Rechtsformen des Mittelalters in einigen Bereichen prototypisch und in Ansätzen entwickelt worden sind. Als bedeutendste Überlieferung für die zukünftige mittelalterlich geprägte europäische Welt aus der römischen Kultur war wohl der Codex Euricianus, ein Gesetzbuch, das in der Nachfolge des römischen Vorbildes der westgotische König Eurich II. (475n. Chr.) kodifizieren ließ. Ein anderes Beispiel wäre auch Theodulf von Orleans, der 750 als Sohn westgotischer adeliger Eltern in Septimanien geboren wurde und später Bischof von Orleans und einer der wichtigsten Berater Karls des Großen wurde. Archäologische Überreste aus der Gotenzeit gibt es nur wenige, so wie z.B. in Merida, wo man den Hufeisenbogen bewundern kann, der zweifellos von den Goten erfunden wurde. Der eigentliche Siegeszug dieses architektonischen Elementes begann allerdings erst mit der arabischen Architektur.

 Eingang zur Zisterne der Festung von Merida    Eremitage der Hl. Maria

Im Jahr 711 eroberten nordafrikanische Muslime unter der Führung des Berbergenerals Tāriq ibn Ziyād die Iberische Halbinsel. Mit dieser Eroberung begann im  südlichen Teil der Halbinsel im 8.Jh.n.Chr. eine Zeit der kulturellen Blüte, die einige Jahrhunderte andauerte. „El Andalus“, wurde zum sprichwörtlichen Sehnsuchtsort vieler arabischer Dichter, wobei ihnen wohl die luftigen Hallen der arabischen Paläste, die bunten üppigen Gärten mit Wasserspielen und bequemen Ruheplätzen vor Augen standen – aber auch die Sammlungen von Büchern mit literarischen und wissenschaftlichen Inhalten…

Alhambra von Granada außen                                                                          Myrten - Innenhof

Wer heute Granada besucht, der kann hier die Höhepunkte der arabischen Architektur bis hin zu ihren feinsten dekorativen Details, auch noch heute studieren. Darüber hinaus ist an den bedeutenden Baudenkmalen des spanischen Mittelalters der Einfluss der arabischen Kunst nicht zu übersehen.

Die christliche Rebellion gegen die muslimische Herrschaft begann in Asturien um 718 und wurde zum Ausgangspunkt der Reconquista. Die Reconquista endete im Jahr 1492 mit der vollständigen Beseitigung des letzten muslimischen Herrschaftsbereichs um Granada.

Während der Araber Herrschaft im Süden des Landes ein ganz eigenes Ambiente entstand, entwickelte sich die Architektur und die Plastik im Norden ähnlich wie im übrigen Europa. Der oströmische byzantinische Stil verwandelte sich unter den Händen der Architekten und Bildhauer zunächst zum Romanischen Stil. Ein hervorragendes Stilmerkmal dabei: Christus steht als König am Kreuz. Die Kirchen sind einfach von ihrer Architektur her – von Rundbogen und mächtigen Pfeilern getragen. Auch am Schoß der Muttergottes sitzt ein jugendlicher Jesus vollständig bekleidet. Es ist der zukünftige Pantokrator, der Sieger über Sünde und Tod, der hier abgebildet ist. Der leidende Jesus wird erst viel später zum Mittelpunkt der Volksfrömmigkeit werden.

Kloster von Leyre: Klosterkirche Inneres Koster von Leyre Krypta

Romanische Gottesmutter

Die Gotische Architektur von Nordspanien erweist sich der innereuropäischen sehr nahe verwandt, wobei die Innenraumgestaltung sehr zurückhaltend und schlicht bleibt. Das gilt allerdings nicht für die Altargestaltung, die je nach finanziellen Möglichkeiten des Bauherrns sehr üppig sowohl im Material, wie auch in der Gestaltung werden kann.

 

Kathedrale von Pamplona: Innenansicht

  Detail des Hauptaltares der Basilica del Pilar

Eine sehr eigenwillige Gestaltungsform, die der Renaissance sehr nahesteht und auf der iberischen Halbinsel entstand, findet sich manchmal auf Fassaden von Großbauten im plateresken Stil (platera = Silber). Es sind sehr kleinformatige Ornamente, die Teile von großen Fassaden schmücken und  in ein System von Horizontalen und Vertikalen eingefügt sind.

                                                                                                                                                                                                                                               

             San Gregorio Vallodalid

Im spanischen Barockstil findet alles Eingang was gut und teuer ist. Ob es noch harmonisch oder angemessen ist, wie die Dinge hier abgebildet und gestaltet sind – diese Frage muss offenbleiben…

     

         Hauptaltar der Basilika des Hl. Ignatius: Apzeita

Letztendlich wird im 19.Jh. im Historismus gebaut, wie überall sonst in Europa und die vermeintlichen Prunkbauten in den großen Städten aneinandergereiht, wie überall – auch wenn es nur ein schlichtes Postamt betrifft, das in Madrid zur Sehenswürdigkeit geworden ist. Heute ist in diesem Gebäude die Stadtverwaltung untergebracht.

Palacio de Cibeles Madrid

Wie bereits zu Beginn angedeutet, besitzt Spanien im Chor von Europa Sitz und Stimme – daher verfügte das Land auch über Ressourcen für neue und avantgardistische Architektur.

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Wohnturm von Javier Sàenz de Oiza 1961 Madrid

Abschließend muss noch betont werden, dass die großen Maler des 20.Jh. fast alle in Spanien geboren sind. Darunter wohl das größte Genie dieses Chambers, PICASSO. Weiters wären noch MIRO und Salvatore DALI zu nenne, die zu führenden Wegbereitern der modernen Malerei geworden sind.

P.Picasso Guernica

 Salvator Dali: Der Traum, der durch eine Biene gestört wurde            /  Joan Miro: Vögel

Francisco Goya: Die Erschiessung

Überhaupt scheint mir Spanien neben Italien und Frankreich, die Kunstlandschaft immer wieder mit neuen geistigen und künstlerischen Impulsen belebt zu haben, wenn wir z. B. nur das Werk von Francisco GOYA betrachten, der in seinen Werken Themen aufgegriffen hat, die den inhaltlichen Horizont des Chambers weit aufgerissen haben.   

 

 

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