Irene Kohlbergers SALVETE

Allgäu

ALLGÄU 

Bei der Fahrt durch das Lechtal Richtung Nordosten begleiten mich die gewaltigen Formen der Dreiitausender, die zum Teil noch mit Schnee bedeckt sind und eine tiefeingeschnittene Schlucht, die der Lech im Laufe der Jahrtausende aus den Felsen herausgewaschen hat.

Dazu kommt ein immer wiederkehrende Wechsel von nackten Gesteinsformationen, die ihre Struktur zur Schau stellen und dem nuancenreichen Grün der Wiesen und des Gestrüpps, das die Felsen wie ein raffiniertes Gewand umgibt. Dieses kokette Spiel begleitet meine Fahrt über einige Kilometer hin. Zweimal steige ich aus und zwar in dem Bewusstsein, das die Schönheit des Bildes später nicht mehr einzuholen ist. Es gilt dem Hier und Jetzt: der Wärme der Sonnenstrahlen – dem Klang des fließenden Wassers – und der leichten Bewegung der Schmetterlinge über den weitgeöffneten Blumenblüten. Das aufkeimende Blattwerk protzt in allen Nuancen, die aus der Farbe Grün herauszuholen sind – und ich sitze da und bin für wenige Augenblicke ganz eins mit mir und der Welt.

Dann geht es wieder weiter und ich stolpere in die erste Tiroler Kirche am Weg. Es ist die Kirche von Steeg:

Dazu steht im Dehio von Tirol:

Pfarrkirche von St. Oswald. Erb. 1632, umgebaut 1712-1714. Dreiseitiger Chorschluss. Deckenbilder, Leben des Hl. Oswald, bez. „Johannes Vögeler inv. et pinxit de Mariae Rhein, spätes 18. Jh. Drei Rok.-Altäre. Hochaltarbild, hl. Oswald Almosen spendend, 18. Jh.; über den seitlichen Durchlässen zwei Statuen der 2.H. des 18. Jhs. (vom alten Hochaltar der Pfarrkirche in Wenns). Kanzel von Gottfried Renn(?), 1.H. des 19.Jhs.

 Ja, so ist es immer wieder zu lesen, wenn die künstlerische Eigenart von Architektur, Malerei und Plastik durch diesen nüchternen Führer beschrieben wird – Noch habe ich zu wenig Geduld, um den klar definierten kunsthistorischen Pfaden zu folgen; noch möchte ich nur schauen, spüren und mich freuen. Doch ein bisschen rührt sich das schlechte Gewissen. In Hägerau bin ich schon mit Führer und Kamera unterwegs – doch die Kirche ist „zuargspirrt“. Ich unterdrücke den aufkeimenden Groll und fahre einfach ein Häuserl, bzw. ein Dorf weiter. 

In Holzgau halte ich am Hauptplatz und fotografiere das ???-Haus.

   

 Ich weiß nicht, ob es früher ein öffentliches Bauwerk war, welche Einrichtungen es heute beherbergt. Im Dehio ist lediglich von Häusern mit Fassadenmalerei die Rede, die von Josef Anton Knöpfle oder Josef Degenhart stammen könnten. Das bringt mich auch nicht weiter und im Augenblick kann ich von niemanden erfahren, ob die vor der Muttergottes mit Kind knienden Personen vielleicht der Hl. Dominikus oder der Hl. Bernhard sind und wer die Heilige ist, die in einen weißen Habit gekleidet ist und rechts von der Muttergottes kniet? Vielleicht die Hl. Katharina von Siena? Ob die alte Frau, die auf der Bank vor dem über und über bemalten Haus sitzt etwas weiß? Ich traue mich nicht zu fragen – möchte ihre Beschaulichkeit nicht stören – und wenn ich ehrlich bin, erwarte ich mir von ihr auch keine Antwort. Zu häufig erlebe ich an mir selber, dass Dinge, die uns jeden Tag umgeben so selbstverständlich werden, dass ihre ursprüngliche Bedeutung nicht mehr wahrgenommen wird. In diesem Fall müsste ich schon den Herrn Pfarrer oder den interessierten Historiker der Gegend um Rat bitten – doch wo wären sie zu finden?

Die Kirche von Holzgau  lasse ich am Berg oben liegen, unbesichtigt.Die Beschreibung im Dehio klang mir wenig verlockend – 1858-1871 neuromanisch umgebaut. Diese Kirchen kenne ich gut. Wir haben zu viele davon in Wien. Da kann mich auch nicht das ( bar.s.) barocke südliche Steintor locken oder die Glocke von 1512. Worum es mir ein bisschen leid tut ist die Friedhofskapelle mit den Fresken vom Martyrium des Hl. Sebastian von 1487. Doch tröste ich mich mit dem Gedanken, dass die Kapelle wahrscheinlich zugesperrt ist.

Weiter geht es ein paar Kilometer und ich finde mich vor der Kirche in Stockach wieder, die dem Hl. Joseph geweiht ist. Diese Barockkirche überwältigt durch eine ungewöhnliche Art der Deckenbemalung. Die Fresken, die 1783 von Josef Schuler aus Stockach gemalt wurden, bedecken die gesamte Decke und zusätzlich den oberen Bereich der Seitenwände. Diese, wie eine Decke herabgezogene Bemalung fesselt den Blick und man bleibt unwillkürlich stehen, bis der Eindruck sein Gewicht verliert und die Augen frei werden, um sich mit Einzelheiten der Malerei zu befassen.  

Das Deckengemälde handelt von der Apotheose des Hl. Joseph: des Mannes, der im Evangelium treu den Willen Gottes erfüllt – und zum Vater von Jesus geworden ist. Wir kennen keinen anderen persönlichen Zug von ihm. Er wird auch immer nur mit dem kleinen Jesus am Arm abgebildet. Doch hier hat ein Künstler den allgemeinen und üblichen Rahmen gesprengt. Er hat in einem gewaltigen und eigenwilligen Fresko den Hl. Joseph als den HEILIGEN verherrlicht, der er in Wirklichkeit war und ihm ein grandioses Denkmal gesetzt. Und er fährt mit allen Mitteln auf, die in der Barockzeit gut und teuer waren. Er drapiert mächtige Vorhänge um das Geschehen – setzt die Säulen des Tempels ins Bild und umrahmt das Ganze mit Wolkenstücken und schwebenden Engeln.

 Die Altäre der Kirche sind zart und fein gegliedert – die flankierenden weißen Figuren edel und künstlerisch gestaltet – doch lassen die Altarblätter nur wenig Begeisterung aufkommen. Am rechten Seitenaltar ist das Bild durch eine Marienstatue ersetzt, eine hohe eindrucksvolle Gestalt, die von einigen Engeln kreisförmig umschwebt wird. Ein gelungenes Andachtsbild, obwohl man den Eindruck nicht ganz von der Hand weisen kann, dass für die Gesichtszüge der Madonna ein sehr lebendiges Landmädchen Modell gestanden ist. Und das ist gut so! Der Hintergrund des Muttergottesschreines verdient auch noch besondere Beachtung, werden doch die Strahlen der Gloriole von überdimensionierten Pfeilen und Ringellocken gebildet...

Obwohl das Hochaltarbild, eine Kreuzigung, dem begabten Tiroler Johann Jakob Zeiller  zugeschrieben wird, kann ich mich nicht wirklich dafür erwärmen. Vielleicht habe ich schon zu viele Bilder dieses Sujets gesehen – und hänge mit meinem Fühlen zu sehr an den Bildern von Rembrandt, der diese Szene fast nur aus Licht und Dunkel zu gestalten vermag.

 Nächste Station ist die Nikolauskirchen von Elbigenalp: Ein freier und heller Bau, der Harmonie und Freude ausstrahlt.

 

             

  Jakob Zeiller aus Reutte, der auch in Ettal und Ottobeuren gearbeitet hat, gestaltete die Fresken der Nikolauskirche, die vom Thema her dem Triumph der Kirche gewidmet sind. Erst sehr viel später beginne ich zu erkennen, dass es Meisterwerke der Barockkunst sind, die sich hier in diesem kleinen Gebirgsnest finden. Ich habe hier nur den Hochaltar ins Bild bekommen, wo vorgezogenen Stuckmarmorsäulen einen Baldachinraum schaffen, in dessen Mitte die Figur des Hl. Nikolaus gestellt ist. Darunter ein moderner symbolistischer Tabernakel, der dem Ganzen eine fremde und gleichzeitig metaphysische Atmosphäre verleiht.

Demgegenüber nimmt sich die nahe Martinskapelle etwas düster aus. Sie wurde im 15.Jh. über dem Beinhaus errichtet. An der Stirnseite ist ein Freskenzyklus mit Szenen aus dem Magdalenenleben gemalt: z.B., wie sie Jesus die Füße wäscht oder ihre Begegnung mit dem Auferstanden.

Magdalena zu Füssen von Jesus

Magdalena und der Auferstandene

Die interessanten Szenen des Totentanzes stammen aus der Werkstatt eines berühmten Malers des 19.Jhs., Anton Falger. Unter jedem Bild findet sich ein Erklärung, die den Betrachter zum Nachdenken und Besinnen bringen soll.

Vils

Die Pfarrkirche wurde vermutlich  nach Plänen Johann Jakob Herkomers errichtet, dem genialen Architekten des 18.Jh. Leider habe ich kein ausreichend belichtete Fotos von dieser beeindruckenden Kirche, die auch mit Statuen von Anton Sturm geschmückt ist.

Wängle

ist eine uralte Pfarre. Die jetzige Kirche stammt aus dem 18.Jh. Äußerlich schlicht findet sich innen ein Deckengemälde von Franz Anton Zeiller, der wie oben bereits erwähnt, eine Meister seines Fachs gewesen ist.  

               

Am Hochaltarbild wird deutlich, wie theatralisch die Barockkunst werden kann. Je nach liturgischem Festkalender wird hier das Hochaltarbild eingesetzt: Jetzt zeigt es gerade den Auferstanden. Besonders fein gemalt und gestaltet die beiden Seitenbilder an der Altarbasis mit dem Hl. Joseph und der Hl. Maria – beide mit dem Jesuskind.

             

 Der Bereich der Orgel gehört in die Stilrichtung des Empire – die Kanzel ist nicht wirklich zu zuordnen, aber trotzdem sehr schön. Faszinierend die plastischen und bewegten Kreuzwegdarstellungen.

 

Unterwegs im Allgäu

Ankunft in Pfonten: Nettes Quartier mit Blick auf den Kienberg, der in einer interessanten Formation direkt vor meiner Terrassentür aufragt.

          

 Der Weg in das Zentrum? Etwas mühsam –  Am Abend essen wir im Oberen Wirten. Ein Alleinunterhalter singt recht ordentlich die alten Schnulzen von anno dazumal - die Leute sind aufgeräumt und tanzen nach seinen Melodien. Auch die Wirtin sitzt im Raum, wo gespielt wird und sieht und hört amüsiert zu.

Am Samstag  besuchen wir die Ruine Falkenstein. Die Pläne von Ludwig II., die verschiedene Ausbaustufen der Burg vorsehen, begeistern Clemens, mich erfüllen sie eher mit Schaudern. Dass Ludwig II. seine Ausbaupläne schließlich aufgeben musste lag daran, dass keine ergiebige Wasserquelle in der Nähe der Ruine zu finden war und modernen Pumpanlagen noch fehlten.

Darum können wir auch noch heute in der romantischen Ruine ungestört herumklettern. Danach sitzen wir auf eine Bank, geben uns der herrliche Rundsicht hin und plaudern. 

Später bewegen wir uns Richtung Neuschwanstein und Hohenschwangau – doch die Masse von Leuten lässt uns keine Chance – wir wenden und fahren zurück nach Pfronten.

Sonntag steht Ottobeuren auf unserem Programm. Die gewaltige Klosteranlage erhebt sich aus der grünen lichtübergossenen Landschaft, die, in Anlehnung an das gewaltige Bauwerk von Philipp II. in Spanien, auch als schwäbischer Escorial bezeichnet wird.

                 

Dieses Bauwerk ist in Zeiten beheimatet, die andere Koordinaten bestimmten als unsere Gegenwart. Die Sehnsucht nach Gott: ein Leben mit und in IHM bestimmte Männer ihr Leben fern aller innerirdischen Ziele einzig zu seiner Ehre zu leben, und SEIN HAUS im Vorgriff auf die Ewigkeit allen Glanz zu verleihen, wozu sie ihr künstlerisches Genie und wertvolle Materialen befähigte. Es waren viele, die damals das Leben im Kloster dem Weltleben vorzogen – viel Raum war notwendig, um ihre Arbeiten zu ermöglichen, ihren Dienst an den Menschen im Bereich der Erziehung, der Wissenschaft und auch der Repräsentation, wenn sich hoher Besuch ankündigte und angemessen beherbergt werden musste. Im Zentrum stand aber immer die Herrlichkeit des EINEN, wunderbaren und geheimnisvollen Gottes in der Gestalt eines winzigen Brotes, der aller Ehre und Schönheit würdig ist.

Wir betreten die Stiftskirche durch einen unscheinbaren Seiteneingang, gehen ein paar Schritte durch die Vorhalle zu den hintersten Bankreihen und bleiben betroffen stehen. 

Grandioser Zauber umfängt uns und ich frage mich, worin die Besonderheit dieser gewaltigen Kirche besteht. Beim Vorwärtsschreiten finde ich eine Antwort, und zwar in der unglaublich harmonischen Wirkung des Raumes. Trotz der gewaltigen Ausmaße ist der Raum seitlich und nach oben hin immer wieder so gegliedert, dass sich der Blick erholen kann, dass er nicht weiter fortgerissen wird ins Grenzenlose, sondern an Gesimsen, an Wandnischen an der Umfassung des Kuppelgewölbes ausruhen kann, bevor neue Eindrücke, neue Bilder die Aufmerksamkeit fesseln.

Nach der Besichtigung der Kirche schlendern wir zum nahen Marktplatz, um den gewaltigen Eindruck ein bisschen zu verarbeiten – Clemens kauft sich eine Schnitzelsemmel und ich trinke Kaffee, der im Grunde nur so heißt, weil mit eigentlichem Kaffee hat diese Flüssigkeit nichts zu tun – Na ja! – man soll sich als Wienerin nicht auf Experimente einlassen…

Später besuchen wir das Museum, das vor allem sakrale Kunstwerke beherbergt: von fein gearbeiteten Elfenbeinminiaturen über gotische Tafelgemälde bis hin zu mehr oder minder gelungenen Portraits aus der Barockzeit.

          

Am beeindruckensten sind die Räume, die im klassischen Barock gestaltet, immer wieder überraschen durch den Glanz ihrer Ausstattung.

             

 

Kempten

Heute nach Kempten gefahren und die Stadt zu erfühlen gesucht – nicht wirklich gelungen – alles wirkt so geleckt und glatt – sehr viele Leute am Rathausplatz – Leute darunter, die genau wissen, dass sie zur Creme der Stadt und des Landes gehören.

Später in der St. Lorenz Kirche ist alles anders: ein OrganistIn sitzt auf der Orgelbank, der/die ein Meister seines/ihres Faches ist. Ich schaue, fotografiere und höre hingerissen  zu.  

  Vorm Verlassen der Kirche bete ich vor dem grandiosen gotischen Kruzifix das ganz klar und deutlich zu jedem Beter spricht, nicht nur zu den mystisch empfänglichen. Welche künstlerische Ausdruckskraft! Und wieder einmal wird mir klar, dass die Zeit der Hochgotik die Chance Europas war, das Christentum wirklich und innerlich anzunehmen, eine Chance, die nach und nach in den folgenden Jahrhunderten verspielt wurde.

             

  Nach einigen Irrfahrten lande ich bei der St. Sebastianskapelle in Wertach. Diese steht am Feld und ist zuargsperrt. Ich fotografiere ein bisschen und lege mich auf die sonnige Bank an der Südseite der Kirche.

   

Später finde ich meinen vergessenen Autoschlüssel am Sichtfenster der Kapelle - hätte ich nicht noch einmal hineingeschaut, wäre ich sicher halb verrückt geworden beim Suchen.

Dann in Maria Rain gelandet. Wunderschöne Landschaft breitet sich links und rechts aus – einfach betörend - Die Kirche ein Gnadenort – ich bleibe hier mehr als eine Stunde nur schauend und betend - innerlich wird alles so klar und rein – meine alltäglichen Sorgen schieben sich immer mehr weg oder verlieren immer mehr an Gewicht. 

Der Beginn der Wallfahrt nach Maria Rain liegt im Dunkeln. Das Marienbild wurde der Legende nach, an einem Baum unweit einer Quelle entdeckt. Bäume als heilige Orte und als Träger von Marienbildern spielen bei Wallfahrtsgründungen oft eine Rolle. Dazu kommt die Quelle, als Zeichen des „lebendigen Wassers“, von dem Christus zur Samariterin am Brunnen spricht (Joh 4,10): Wasser als Quellgrund für das irdische Leben und als Symbol der göttlichen Gnade. Marienwallfahrten entstehen im deutschen Süden kaum vor dem späten Mittelalter. Das heutige Marienbild – von einem älteren ist nie die Rede – stammt aus der Zeit im 1490. Der Meister des Gnadenbildes ist vielleicht Ullrich Mair. Sicher ist der gotische Altar von Hans Kels d. Älteren, der auch in St. Martin, in Kaufbeuren, in St. Koloman in Schwangau gearbeitet hat. Neben diesen beiden Meistern gibt es noch andere namhafte Schnitzer und Maler, die hier in der Wallfahrtskirche von Maria Rain zur Ehre Gottes und Marias gewirkt haben

Der Hauptaltar, ursprünglich der Gotik verpflichtet, erhielt im frühen 17.Jh moderne Ergänzungen.
Zur gleichen Zeit entstanden vier Seitenaltäre, einer davon mit einer eindrucksvollen Pieta.

           

Ebenfalls im 17.Jh. entstand die Kanzel, die bis heute von einer übergroßen Engelsgestalt getragen wird. Bei der Renovierung um 1760 erhielt der Hochaltar die heutige Form, wurde der Kanzelcorpus erneuert und neue Seitenaltäre aufgestellt. Ein Zeichen dafür, dass die Wallfahrt auch die notwendigen Mittel einbrachte, um diese aufwendige Ausstattung zu finanzieren.

 Besondere Aufmerksamkeit verdient das Programm des Hauptaltares, der in vorbildlicher Weise über die Jahrhunderte erhalten und schließlich im Rokokostil gleichsam in einen Rahmen gefasst wurde.

           

 Oben im Gesprenge wird Christus als gekreuzigter Erlöser dargestellt, mit Maria und Johannes an seiner Seite. Den äußeren Rahmen bilden die Gestalten des Hl. Sebastian (Pestheiliger) und des Hl. Christophorus(Christusträger); ganz außen der Hl. Ullrich (Bistumspatron) und der Hl. Nikolaus, als Fürsprecher in Wassernot. Zu dieser Gruppe gehören auch noch die seitliche platzierten Figuren der Hl.Helena (Kreuzesauffinderin) und des Keiser Heraklius, der 629 das von den Persern aus Jerusalem geraubte Kreuz wieder zurückbringen konnte (Fest der Kreuzerhöhung). Das zweite Thema ist der Gottesmutter Maria geweiht. Das Gnadenbild umgeben von einem Kranz von Engeln wurde 1762 in den Altar hineinkomponiert. Links auf dem Söller eine (als geniale kompositorische Lösung) Verkündigung; Rechts auf dem Söller Maria und Elisabeth(Heimsuchung). Außen an den Säulen sind Joachim und Anna, die Eltern von Maria als lebensgroße Figuren dargestellt.

Das dritte Thema ist dem Geheimnis der Eucharistie gewidmet. Altartisch, Tabernakel und darüber die gotische Abendmahlsgruppe bilden den geistigen Kern des Geschehens, das bei jeder Hl. Messe neu entsteht. Den Bezug zum Alten Testament stellen Abraham (der bereit war seinen Sohn zu opfern) und den Priesterkönig Melchisedech (er hat Abraham mit Brot und Wein empfangen) her. Über der Abendmahlsdarstellung zeigt ein originelles Schnitzwerk die Zeltstadt der Israeliten in der Wüste und die Szene des Mannaregens und des Wachtelschwarms. Das Brot, das vom Himmel fiel, gilt von Beginn an als Vorbild für die Eucharistie.

 Immer wenn ich große Altarwerke fotografieren will, dann fehlt mir das entsprechende  Rüstzeug – trotz aller Anstrengung schafft die kleine Digitalkamera keine Detailgenauigkeit.

Die Aufnahmen des Kanzelengels gelingen mir dagegen gut – und diese Gestalt ist es auch, die den Betrachter schon beim Betreten des Gotteshauses schlichtweg in Bann zieht.

           

 

Pfronten

1.Mai ist Feiertag und ich fahre zur Pfrontener Kirche um 10 Uhr zum Gottesdienst. Es ist ein junger Benediktinerpater, der heute wieder die Messe liest und ich mache mir so meine Gedanken. Es lässt sich nur schwer beschreiben, was mich anweht, wenn er die Messe liest:

Ist es sein klarer Glaube, der so fest aufruht, dass man sich wirklich daran anlehnen kann. Ist es die sorgfältige Vorbereitung der Predigt, die andächtigen Formulierungen der Texte, die auch dann nicht dahinschludern, wenn die Texte lang und schwierig werden? Ist es sein musikalisches Verständnis, seine noch junge Stimme, die der Gregorianik auch in ihren Halbtönen gewachsen ist? Wahrscheinlich alles zusammen und ich freue mich, dass ich ihn hier bei Eucharistiefeiern erleben durfte.

 Pfarrkirche von Pfronten                  

                    

Da ich die Straßenkarte vergessen habe, muss ich nochmals zurück ins Quartier. Danach ging es aber direkt zur Wies - der schönsten, prächtigsten und gelungensten Rokkokokirche: Einfach eine Kirche der Superlativ.  Auf dem Weg dahin berühre ich Landschaften von überwältigender Schönheit: den Weißensee, der zwischen Pfronten und Füssen liegt, wie ein schläfriges hellgrünes Auge. Später am Weg nach Norden, blinzelt der Forgensee aus dem hellen und dunklen Grün. Dazwischen erstrecken sich gelbe Felder mit Löwenzahn, alles ist hell, strahlend und schön. Meist sind die Ufer frei zugänglich, manchmal mit Schilf verwachsen und vor allem hat man sie nirgends „zugehüttelt“.

In der Nähe der Wieskirche gibt es einen großen Parkplatz, der im Moment komplett voll ist. Ich lasse mein Auto auf einem Nebenparkplatz stehen und wende mich zur Kirche. So im Hintergrund denke ich mir, dass vielleicht noch Gottesdienst sein könnte, weil so viele Autos hier sind. Beim Näherkommen bewahrheitet sich meine Ahnung. Leute strömen aus der Kirche und ich freu mich, weil ich aus Erfahrung weiß, dass in diesem Wirrwarr die Altarräume immer offen sind und ich näher als sonst am Hochaltar und im Chor fotografieren kann.( Allerdings versuche ich mich zunächst bei Christus zu entschuldigen, dass ich das beabsichtige.) Dann bin ich im Chorraum - werde aber bald vom Mesner hinausgejagt, was ich akzeptiere.

Noch sind viele Leute da – aber langsam verlieren sie sich und werden weniger. Doch die Berühmtheit der Kirche ist groß und daher sind immer Besucher da. Ich fotografiere und finde später ein bisschen Ruhe in den Gebetbänken. Die Schönheit des Gotteshauses überwältigt mich und trotzdem ist die Anwesenheit des Heilandes ganz deutlich spürbar. Ich bitte ihn auf Europa aufzupassen – es aus seiner Gedankenlosigkeit und Trägheit aufzustören und vielleicht ist dieser Prozess auch schon im Gange --

Das Gnadenbild: Jesus an der Geißelsäule ist auch wirklich etwas ganz Besonderes.

Diese großen gütigen Augen, die sich auf den Betrachter richten, haben etwas Überirdisches an sich. Ich kann mich kaum losreißen von diesem Blick. Die unglaublich schöne Gestaltung des Raumes sättigt meinen künstlerischen Hunger – doch das mystische Erlebnis ist für mich tiefgreifender, als die absolute Schönheit des barocken Raumes.

             

Vielleicht wäre jetzt der Moment die Geschichte dieses Gnadenortes hier einzufügen.

Die Wies steht im engen Zusammenhang mit dem Kloster von Steingaden. Gegründet wurde das Prämonstratenserkloster von Herzog Welf IV. 1176 wurde die romanische Kirche geweiht und das Kloster mit Ländereien beschenkt. Im 15.Jh. wurde Steingaden gotisch ausgebaut – in den Bauernkriegen und  im 30-jährigen Krieg zerstört und im 18.Jh. wieder aufgebaut.

Im 16.und 17. Jahrhundert war es auch in Bayern (heute wird dieser Brauch nur mehr in Spanien und Lateinamerika geübt) üblich, zu den religiösen Hochfesten Prozessionen zu Ehren des Festes zu veranstalten. So auch am Karfreitag. Im  Kloster Steinhagen fehlte allerdings eine Holzfigur, die den leidenden Christus darstellte. Zwei der Brüder sannen auf praktische Abhilfe und beschloss aus den Resten alter Heiligenfiguren, die man aus Pietät am Dachboden des Klosters aufbewahrte, eine neue Figur, einen Christus an der Geißelsäule zusammenzusetzen. Tatsächlich fand sich alle Teile, wie Kopf, Beine, Rumpf und Arme von verschiedenen Heiligen und sie setzten daraus eine Christusfigur zusammen, bemalten und bekleideten sie und ketteten sie an einen Baumstumpf. Das Ergebnis war entsprechend, könnte man sagen. Die Mönche und die beteiligten Landleute setzten die Gestalt auch nur an drei Karfreitagen ein, danach verschwand das unkünstlerische Bildwerk am Dachboden des Klosterwirtes Jeremias Rhele, wo es den heranwachsenden Kindern immer wieder als willkommenes Spielzeug diente.

Am 4. März 1738 holte die „Gevatterin“ des Wirtes, die Bäuerrin Maria Lory, den Gegeißelten Herrn in ihren Wieshof und schenkte dem Bild große Verehrung. während des Abendgebetes am 14. Juni 1738 geschah dann das „Wunder der Wies“: „Allda verspürte sie den 14. Brachmonat, als an einem Samstag abends, und darauf folgenden Sonntag frühe einige Tropfen in dem Angesicht des Bildnuß, welche sie vor Zähre halten“(Gnadenblum 1746, S24)

Dieses Tränenwunder war der Auftakt zu einer sich rasch ausbreitenden und großen Wallfahrtsbewegung in die Wies. In der Folge ließ die Bäuerin eine kleine Kapelle auf ihrem Grund errichten, wo die Statue einen würdigen Ort zur Verehrung fand. Bald setzte eine rege Wallfahrt ein und der Ruf nach einer größeren Verehrungsstätte wurde unüberhörbar. Schließlich fand sich im Kloster Steingarden Abt Hyazinth Gaßner bereit, die Organisation eines Neubaues einer Wallfahrtskirche zu übernehmen. Nach seinem Tod führte Abt Marianus II. Mayer die Planung weiter, und unter Propst Herkulan Karg erfolgte dann am 10. Juli 1746 die Grundsteinlegung für die Neue Kirche. Die Kosten für den Bau wurden teils durch Spenden, bzw. Stiftungsgelder bestritten.

 

Die Wieskirche heute

 

Die Geschichte des Baus beginnt mit den ersten Entwürfen von Dominikus Zimmermann. 1746 erfolgte die Grundsteinlegung, 1749 die Fertigstellung des Chorraumes und die Übertragung des Gnadenbildes. Die Vollendung des Kirchenraumes erfolgte 1754 und die Weihe der Kirche am 1. September desselben Jahres durch Adelmann, Weihbischof von Augsburg.

Die Gebrüder Zimmermann zählen zu den größten Künstlern des bayrischen Rokkoko. In ganz Europa finden wir ihre Werke von Frankreich bis Polen und Russland. Die Krönung ihres künstlerischen  Schaffens ist zweifellos die Wies, die wohl schönste Rokokokirche der Welt. Dominikus Zimmermann, Architekt und Baumeister, wurde wahrscheinlich von dem Wessobrunner Meister Johann Schmuzer ausgebildet und hat am Beginn seiner Laufbahn auch in Füssen bei J.J. Herkomer gearbeitet. Johann Baptist Zimmermann, der älterer Bruder von Dominikus, ist einer der gefragtesten Freskomaler und Stukkatoren seiner Zeit. Er malte in der Wies das gesamte theologische Programm der Fresken und schuf die dazugehörigen Stukkaturen. Neben einigen anderen Malern und Bildhauern wurde auch Anton Sturm eingeladen an der Wies mitzuarbeiten. Von ihm stammen die überlebensgroßen Gestalten der Kirchenväter, die Pfeiler des Kirchenschiffes schmücken.

Ein unwidersprochen genialer Wurf ist der Chorraum der Wies, mit seinen Säulenaufbauten, den kartuschenartigen Durchbrüchen, die Fenster nachformen und der umlaufenden Galerie, die dem Raum eine faszinierende Leichtigkeit verleiht. Es dominieren die Farben Rot und Blau: das nach oben steigende Rot, als Farbe des Blutes und des Opfers, das herabfließende Blau in Baldachin und Umgangssäulen, als Symbolfarbe der Gnade und Zuneigung Gottes. Dazu kommt ein überlegtes Spiel mit Licht und Dunkel: oben die Lichtfülle, im Bereich des Gnadenbildes nur indirektes Licht, die Düsterkeit des Gefängnisses von Jesus nachbildend.

 An den Seiten des Altarbildes, das die Heilige Sippe zeigt, erheben sich die Gestalten von zwei Propheten und der vier Evangelisten – hervorragende Arbeiten von Ägidius Verhelst.

Über dem Bild des Gegeißelten steht die Figur des Pelikan. In äußerster Todesgefahr, wenn die Mutter keine Nahrung mehr findet, reißt sie sich nach der Sage die Brust auf, um ihre Jungen mit ihrem Herzblut zu nähren. So wurde der Pelikan zu einem Symbol von Jesus, dessen Herz durch die Lanze eines Soldaten geöffnet wurde, um uns durch seinen Tod das Leben zu schenken.

 Das erhöhte Lamm über dem Tabernakel. In der Offenbarung des Johannes ist das Lamm Jesus Christus selbst, würdig und fähig, das „Buch mit den sieben Siegeln“ zu öffnen und die Fülle der Geheimnisse Gottes zu erfassen und uns zu erklären. Christus, geopfert wie ein Lamm, wird zum „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt“.

Deckenfresko des Chorraumes

 

 In aufsteigender S-Kurve tragen Engel die Leidenswerkzeuge vor Gott: Geißelsäule und Geißel, Kreuz und Nägel, Lanze und Schwamm, Dornenkrone und das Schweißtuch der Veronika.

Die Fresken im Umgang des Chorraumes zeigen Jesus, wie er als verheißener Messias wirkt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein….

 Wie bei Wallfahrtskirchen üblich, sind die Wände des Chorumganges mit Votivtafeln geschmückt. Viele durch die Zeiten verloren gegangen, aber die Dankbarkeit der Bittenden blieb bis heute erhalten.

           

Ich danke Dir, Jesus, dass du mir wieder Mut zum Leben gibst! (Text einer modernen Inschrift)

Das große Deckenbild 

In diesem Bild vereint sich Gemälde und Stuckarbeit zu einem glanzvollen Höhepunkt des Rokkokostils. Zentrum des Freskos ist der auferstandene Christus. Er thront auf einem Regenbogen, dem Zeichen der Versöhnung und Bundestreue Gottes, der sich seit den Tagen Noahs bei der Sintflut über die Weltgeschichte spannt bis zu dem Tag, da Christus am Ende der Welt „wiederkommt in Herrlichkeit“. Er deutet auf das helle, lichte Kreuz als Symbol seiner Liebe bis zum Tod. Begleitet wird er von Engeln (in der Mitte Maria mit Heiligenschein und ebenfalls mit Flügeln) und den Aposteln links und rechts. Die Posaunen der Endzeit, von Engeln geblasen, künden an, dass der Thron bereitsteht zum Weltgericht. Doch Christus hat (noch) nicht auf dem Richterstuhl Platz genommen, sondern thront auf dem Regenbogen und deutet auf seine geöffnete Seite, sein Herz: Der Brennpunkt allen Seins und Geschehens, die Liebe, ist der eigentliche Richtplatz, wo Gott in Gerechtigkeit und Erbarmen zugleich „zurechtrichten“ wird, was der einzelne Mensch und die gesamte Menschheit der Gerechtigkeit und der Liebe schuldig geblieben sind.

Das Tor zur Ewigkeit hat sich für uns noch nicht geöffnet. Noch bleibt uns Zeit, am Schöpfungsauftrag, am Weltgeschehen, auch an unserem kleinen bescheidenen Platz, verantwortlich mitzuarbeiten.

  Thron zum Weltgericht

                 

Wieder begegnen uns die Farben rot und blau: Das Purpurrot des Stuhles deutet die königliche Erhabenheit des Throninhabers an, der Blut und Leben für uns hingegeben hat, „zur Vergebung der Sünden“. Und zugleich strömt das Blau der Gnade hernieder und umhüllt den Richterstuhl mit göttlicher Erbarmung und Zuneigung. Engel stehen am Thron und haben die Bücher des Lebens aufgeschlagen.

Dem Richterthron gegenüber steht das Tor zur Ewigkeit. Noch ist es verschlossen, doch verkündet es bereits das begonnenen Zukünftige: „Tempus non erit amplius“ – Zeit wird nicht mehr sein (Offb 10,6). Die Symbolfigur der Zeit – Kronos – liegt zusammengebrochen am Boden, das Stundenglas ist ihm entglitten. Links im Bild betritt ein Engel vom Wasser her das Land und trägt das Buch, das die Geheimnisse Gottes, die offenbar werden sollen, enthält. Der Schlangenring über dem Tor ist Zeichen für die Ewigkeit, die nun beginnt.

Dazu einige technische Details:
Das Gewölbe im Langhaus ist kein Gewölbe im eigentlichen Sinn, sondern eine fast völlig flache Decke, die nur in der Hohlkehle etwa 2,5 Meter steil ansteigt, dann flach durchzieht. Und diese abgeflachte Kuppeldecke ist mit einem  Trompe-l'oeil-Fresko ausgemalt: Durch die perspektivische Zeichnung des Tores zur Ewigkeit, des Richterthrones Gottes und die Aufwölbung des Regenbogens, bewirkt der Freskomaler den Eindruck eines Gewölbes, das sich gewaltig in die Höhe dehnt. Das Gewölbe ist im Scheitel im Dachstuhl aufgehängt und dadurch spannungsfrei. Die meisten Barockbaumeister haben ihre Gewölbe und Kuppeln in Stein konstruiert. Dominikus Zimmermann ging davon bewusst ab und verwendete das leichtere Holz als Baustoff. Dadurch konnte er es sich leisten, die Außenmauern durch so viele und breite Fenster zu durchbrechen und die Pfeiler schlank und elegant zu gestalten, was bei Steinkonstruktionen unmöglich ist. Unter der Hauptkuppel öffnen sich in jeder Himmelsrichtung Balkone, die vom Dachboden betretbar sind und in früheren Zeiten dazu benützt wurden, um Musik von „unsichtbaren Geistern“ ertönen zu lassen.

Die Kanzel

 Die Kanzel wird bekrönt vom Auge Gottes, das in den Spiegel des Strahlenkranzes gemalt ist. Die Gebote Gottes werden von einem Engel zusammen mit dem Stab des Moses auch für uns als gültige Wegweiser gezeigt. Das Wort Gottes wird immer wieder neu ausgelegt durch Prediger, die in der Tradition der vier Kirchenlehrer stehen, deren Symbole die Kanzel schmücken: Bienenkorb für Ambrosius, Herz für Augustinus, Löwenkopf für Hieronymus, Tiara und Buch - für Gregor den Großen.

Hieronymus Gregor der Große

 Diese großen Gestalten der Kirchengeschichte begegnen uns noch einmal als überlebensgroße Gestalten im Kirchenschiff.

Die Abt Empore:

Die Wies war für das Kloster Steingaden nicht nur „hauseigene“ Wallfahrtskirche, sondern ihr Anbau östlich vom Turm, auch Sommerresidenz der Äbte. Und von Abt Marianus II. Mayer, dem Erbauer der Wieskirche stammen die Worte: Hoc loco habitat fortuna, hic quiescat cor. (An diesem Ort wohnt das Glück, hier findet das Herz seine Ruhe.)

  Der südliche rechte Seitenaltar ist der  Altar der „Bruderschaft zum Gegeißelten Heiland auf der Wies“. Diese heute wieder belebte Gemeinschaft von Männern und Frauen geht auf die Anfänge der Wallfahrt zurück und zählte auch Dominikus Zimmermann zu ihren Mitgliedern. Das Altarblatt zeigt die Verleugnung Jesu durch Petrus.

           

Orgelempore

           

Geschickt ist die Orgelempore über den Rückvorbau nach Westen erweitert, sodass durch ihre Eleganz der westliche Kirchenraum einen unaufdringlichen Glanzpunkt erhält: „Eine Melodie für das Auge!“

           

Ein Blütenstrauß in Gold und Weiß: eine der kostbaren Stuckkompositionen der Wies.

Ich verlasse den Kirchenraum mit Wehmut, bitte IHN um Verzeihung, dass viele der Besucher nur herumtrampeln und IHN gar nicht mehr wahrnehmen wollen.

Beim Schriftenstand warnt eine Aufschrift vorm unbezahlten Mitnehmen der Schriften, eine Videokamera würde überwachen! Ich wende mich und gehe.

Später versuche noch von Außen einen Eindruck zu gewinnen (hinter der Kirche erstrecken sich die Weiten des grünen bayrischen Hügellandes). Es ist wunderschön hier – warm und heimelig – nur –tja wenn die Leute nicht hier wären, die ich offensichtlich genauso störe, wie sie mich.

Am Rückweg zum Auto begleitet mich ein reges Kioskleben. Angebote von Kerzen und frommen Gegenständen wetteifern mit allen anderen Dingen, die in der Regel an solchen Orten angeboten werden – auch Fahnen gibt es die Menge. Wozu? Wahrscheinlich soll die Christus jeden Fußballklub einzeln segnen.

Ich wende mich mit Grausen und fahre ein Stück weiter zu einem Waldweg, den ich hinaufwandere und wo ich einige Zeit rasten und meine Eindrücke ordnen kann. Es ist schön hier, still, und die Bienen summen um mich herum – Hier ist gut sein…

Später mache ich mich wieder auf, diesmal in Richtung Rottenbuch.

Rottenbuch erscheint mir als zunächst als ein Dorf, das nur aus adaptierten Klostergebäuden besteht. Es wirkt fremd und vertraut zugleich – ähnlich wie unsere niederösterreichischen Klosteranlagen, aber hier ist viel mehr Platz und daher umfassen die einzelnen Gebäude ein riesiges Areal. Die Wirtschaftsgebäude in edlen und einfachen Formen errichtet, wirken beim zweiten Hinschauen allerdings museal und verstaubt weil sie nicht wirklich genützt werden.

           

Von außen fällt die Größe der gotische dreischiffige romanisch-gotische Basilika deutlicher ins Auge als im Innern. Verändert wurden im 18.Jh. die Fenster im Langhaus; einige Fenster wurden neu ausgebrochen, einige Spitzbogen durch Rundbogen ersetzt. Innen wurden die Gewölberippen und Schlusssteine entfernt, die gotische Einrichtung durch Altäre und Bilder aus dem 18.Jh. ersetzt, die Wände und Decken mit feiner Stuckarbeit überzogen und mit heiter-festlichen Fresken von Mathias Günther geschmückt. Nicht mehr der Ernst und die Strenge der mittelalterlichen Anlage treten dem Betrachter entgegen, sondern der Jubel barocker Freude über die Erlösung, Auferstehung  und die kommende Herrlichkeit. 

           

Der Altaraufbau in Rottenbuch bezieht sich auf das Leben der Jungfrau Maria. Sehr kostbar ist die Tabernakelzone gestaltet: mit kleinen Säulen aus Marmor, Reliquienschreinen und anbetenden Putten. Über dem Gehäuse schweben die Personifikationen der göttlichen Tugenden: Glaube (Kreuz), Hoffnung (Anker) und Liebe (Herz). Der Tabernakel selbst ist durch das apokalyptische Lamm bekrönt – als Symbol für die Vollendung der Zeit und auf das Ziel unserer Erlösung, das Leben im Himmlischen Jerusalem.

Im Auszug des Altares, im obersten Teil, sitzt Gott Vater, umgeben von den Scharen der Engel. Von IHM nimmt das heilige Geschehen im Mittelteil seinen Ausgang. Dieser Teil erinnert, weil flankiert von mächtigen Säulen, an eine Bühne, ein theatrum sacrum, und an einen heilsgeschichtlichen Vorgang, nämlich die Geburt Mariens, dem Festgeheimnis der Rottenbucher Kirche. Hier wird das Mysterium der Geburt der Gottesmutter enthüllt, indem zwei „Kindlein“ – so nennt die Barockzeit die Putten – den Vorhang aufziehen und sehen lassen, wie Maria als Neugeborene von Gott ihren Eltern, Joachim und Anna( zwei lebensgroßen in Polierweiß gefasste Figuren), geschenkt wird. Obwohl die Barockzeit ihren Hang zur Theatralik nicht ableugnen kann, wurde das Herabkommen des kleinen Mädchens aus den Händen Gottvaters nicht „buchstäblich“ verstanden, sondern durchaus symbolisch, wie der Vers aus dem Hohelied  andeutet:
Wer ist sie, die hervortritt gleich der aufsteigenden Morgenröte, schön wie der Mond, auserlesen wie die Sonne majestätisch, wie ein wohlgeordnetes Heer?“

            

Aus diesen Versen spricht Kraft, nicht Lieblichkeit. Und Putti an den Altarsäulen tragen die entsprechenden Symbole, die aufgehende Sonne, die Mondsichel, sowie Attribute des Türkenheeres. Spätere Zeiten nahmen Anstoß an der „handgreiflichen“ Darstellungsweise der Barocke und daher blieb die Altarwand zwischen 1854-1936 hinter einem Mariengemälde versteckt.

Auf dem breit ausladenden Sockel dieses Mittelteils stehen ganz außen Petrus und Paulus als überlebensgroße Figuren. In den Reliquienschreinen befinden sich die Gebeine des Hl. Primus und des Hl.Felician, zwei römischen Martyrer aus der Zeit Diokletians, die dem Kloster im 13.Jh. verehrt wurden.

Querschiff:

In der Vierung war das Chorgestühl für 40 Herren aufgestellt. Davon sind heute nur mehr die bekrönten Chorschranken sichtbar. Die linke Bekrönung zeigt den König David mit seiner Harfe, als Symbol für das Gebet – die rechte Bekrönung zeigt Zacharias, den Vater des Johannes des Täufers mit einem Räucherfaß, als Vertreter der alttestamentarischen Priesterschaft und zugleich Mitglied der Heiligen Sippe, womit die Verbindung zum Hochaltar hergestellt wird.

Das Kuppelfresko über der Vierung zeigt den Hl. Augustinus vor der Dreifaltigkeit, wo drei seiner Verdienste besonders herausgestellt werden: die Gottesliebe durch ein brennendes Herz, seine Gelehrsamkeit und sein Eintreten für die wahre Lehre durch den Bannstrahl gegen die Irrlehrer und sein Vorbild für das klösterliche Leben durch einen Engel, der ein Buch – die Regel - in den Händen hält.

             

 Die Seitenwände des Langhauses erzählen den Werdegang des Hl. Augstinus in hellen bewegenden Bildern:

Augustin hört die Manichäer Augustin verläßt heimlich Afrika

Komm und lies!

Augustin hört die Predigt des Ambrosius

Augustin wird von Ambrosius getauft

Augustin wird vom Liebesstrahl Gottes verwundet

 

Zwickelbilder und Kanzel

   

Die Seitenaltäre sind wie der Hochaltar, Werke von Schmädl und seiner Werkstätte.

 Spätgotische Madonna im Barockaltar gefasst Hl. Nepomuk

Hier ist gut sein – aber ich kann nicht mehr so ganz eintauchen – bin schon müde von Wies und werde mir anhand der Fotos und meiner Liebe zu Augustinus die Kirche wieder in mein emotionales Gedächtnis zurückholenDraußen gibt es nur alte Menschen, die diese Gotteshaus besuchen – keine Fremden dabei – und das, obwohl es so schön hier ist.

Ich fahre weiter und quer über die Felder und Wälder zurück nach – Steinhagen. Unterwegs nehme ich noch die kleine Kirche von Ilgen mit: ich befahre ja die deutsche Romantikstraße – diese Kirche ist allein schon ein barockes Prachtstück – mitten an einer Kreuzung gelegen: weit und breit kaum Häuser nur ein Wirtshaus in prächtigen blauweißem Gewande...

           

Woher nahmen sie in der Vergangenheit die Kraft und den Willen solche gewaltigen Gebäude aufzurichten – mitten in der Landschaft – welcher Geist beseelte sie?

Welcher Glaube?

Weiter fahre ich durch die Landschaft, ungestört und fast verträumt den landschaftlichen Eindrücken ergeben, die sich vor meinen Augen entrollen

Füssen

Heute, 2. Mai  breche ich auf nach Füssen, um ein bisschen Stadtluft zu schnuppern. Na wir werden sehen! 

Am Weg nach Füssen fahre ich wieder am Ufer des Weißensees entlang und es ist bezaubernd und schön wie immer. Bei der Abzweigung finde ich auch auf Anhieb die richtige Ausfahrt, um zum Supermarkt meiner Träume zu kommen. Drinnen in dem Riesenareal wandere ich umher und finde mich schließlich auch zurecht. Als ich meine eingekauften Sachen bezahlen will, hantiert die Kassierin, eine füllige, sanfte Frau, mit den eingekauften Sachen unerwartet langsam und nach und nach geht mir auf, dass ich hier am Land bin, wo die Uhren anders gehen als in der Stadt. Dass die Leute hier meine Art Sprache manchmal nicht verstehen ist ebenfalls neu für mich, muss ich doch in einem Ausland zurechtkommen, wo man dieselbe Sprache spricht. Doch umgreift das Verständnis offenbar mehr, als die Semantik des Ausdrucks.     

  In Füssen fahre ich in die nächstbeste und wahrscheinlich teuerste Parkgarage. Aber egal! Die Eintrittspreise in die Museen sind demgegenüber lächerlich gering. Für die Besichtigung der staatlichen Galerie in der Burg von Füssen und des Stadtmuseums im Rathaus, zahle ich insgesamt drei Euro. Bei uns wären das vermutlich dreizehn Euro.

     Da es noch warm ist und ich gegen den Wind meinen Anorak anbehalte, schwitze ich den Burgweg hinauf, um zur Galerie zukommen. Am Weg sind immer wieder gut gestaltete Tafeln angebracht, die verschiedene wichtige Aspekte der Burg erklären. Die historischen Hintergründe – die Besitzverhältnisse – die Baugeschichte, ect.

           

Oben, hinter dem Burgwall erstreckt sich ein wunderschöner natürlicher Park, wo die jungen Burschen ihre Freude haben und mit ihren Mountainbikes alle Wege unsicher machen. Ich freue mich an dem lebensvollen Bild wie die Kleinen herumsausen in der Helligkeit und dem ungestörten Grün der Landschaft. Unterhalb des Burghügels fließt der Lech vorbei, was dem ganzen noch einen Grad an romantischen Zauber hinzufügt. 

  Ich wandere langsam weiter und finde mich schließlich im Hof des riesigen Burggebäudes wieder. Rund herum sind an den Gebäudewänden Zierfenster und Ziererker aufgemalt, was dem Ganzen einen seltsam unruhigen und künstlichen Charakter verleiht. Zuallererst denke ich, dass diese Bemalung ein Einfall des 19.Jhs sein könnte – doch nein – schon zur Zeit der Erbauung hat man diese Malereien angebracht. Na ja!

Sehr bald erspähe ich den Pfeil, der über eine einfache Außentreppe zur Galerie weist und ich steige rasch hinauf in Erwartung von echteren Dingen und ich werde nicht enttäuscht. Der Eintrittskartenverkäufer ist ein jovialer Mann mit einem Kürrasierbart, der mich einlädt ein Doppelticket zu nehmen und dem Stadtmuseum auch noch einen Besuch abzustatten. Ich lasse mich dazu überreden und beginne meinen Rundgang.

          

Im ersten Stock im Rittersaal, zieht die beeindruckende Kassettendecke aus Holz mit grüner Bemalung und goldenen Leisten das Auge sofort auf sich. Auch sind die gotischen Holzfiguren schön zum Anschauen, obwohl sie mit ihren ins Weite blickenden Augen nur schwer zu „fassen“ sind. Die meisten dieser Bildwerke bleiben für mich fremd und unnahbar, obwohl mich gotische Flügelaltäre und geschnitzte Madonnen aus dieser Zeit echt faszinieren können. Wahrscheinlich ist es hier die museale Präsentation, die nicht zu diesen heiligen Bildwerken passt. Wenn es eine Zeit in Mitteleuropa gab, die verehrenswürdige Bildwerke hervorbrachte, dann war es die Gotik, weil ihre Bildschnitzer genau wussten, worauf sie sich einließen, wenn sie Heilige, Maria oder Jesus darstellen wollten...

           

                      

  Im zweiten Raum geht es hoch her. Die Geschichte der Hl. Kunigunde wird erzählt, der man Ehebruch nachsagte und die durch ein Gottesurteil als unschuldig erwiesen wird. König Heinrich ist darüber ziemlich erschüttert und sinkt vor seine Frau abbittend in die Knie. Die Szenen sind in leuchtenden Farben und sehr lebendig gestaltet – mir gefällts – schade, dass ich nicht mehr Zeit habe, um die unzähligen Einzelheiten auf den Bildern zu studieren.  

  Es folgen Szenen aus dem Leben des Hl. Mang, Szenen aus dem Leben Jesu – Marien - und Aposteldarstellungen und als Höhepunkt ein Flügelalter mit Szenen aus dem Leben des Hl. Franziskus. Dieser Flügelalter steht oder besser hängt im Wohnzimmer des früheren Abtes, setzt sich aus unzähligen kleinen Abbildungen zusammen, die eine lehrreiche Bildfolge ergeben, wenn man nur genug Zeit hat, sie anzuschauen und den Begleittext zu lesen. Eines Tages möchte ich diesen Altar mit einer guten Kamera dokumentieren. Bis dahin muss ich mich mit allerdings mit einigen gelungen Fotos begnügen.

Im Untergeschoss werden Bilder der Grafen Pocci ausgestellt, der eine Vorliebe für romantische Landschaften, Burgen, ect. hatte. Daneben gibt es Gemälde von Oskar Freiwirth - Lützow, der sich für seine unmittelbare dörfliche und landschaftliche Umgebung begeistert und in Ölbildern wiedergibt und von dem unter anderem ein eindrucksvolles Gemälde über einen Fronleichnamszug stammt: "Prozession in Leukerbad"

  Über einen langen Wehrgang geht es zum Wachturm der Burganlage – drei Stockwerke hinauf in die Türmerstube. Hier ist es hell und luftig. Es ist ein viereckiger, besser quadratischer Raum, wo früher steinerne Sitzbänke standen und eine Truhe, worauf der Turmwächter schlafen konnte.

            

Auch war vermutlich ein kleiner Tisch mit Hockern vorhanden. Im Alkoven daneben eine kleine Feuerstelle zum Wärmen und Kochen und ein Abtritt. Das war alles, was der Türmer zu seinem einfachen Leben brauchte. Er war der Wächter der Stadt, der Brände, feindliche oder gefährliche Annäherungen melden musste und viele Stunden in der Einsamkeit seines Burgstübchens zubrachte. Ich stelle mir sein Leben hier ganz interessant vor – so von oben alles zu beobachten und über das Leben und Treiben der Leute in der Stadt einiges mehr zu wissen, als alle anderen. Dann steige ich wieder hinab und durchquere den Burghof mit den eigenartigen Bemalungen und wende meine Schritte zum nächsten Gebäude – dem Stadtmuseum. Dieses ist im ehemaligen Benediktinerstift untergebracht, das 1802 der Säkularisierung – der damaligen Volkskrankheit der Fürstenhöfe - zum Opfer gefallen ist. Zuerst durchquert man einen weiten Hof, steigt eine schön geschwungene Treppe empor in eine Eingangshalle mit einem nachgedunkelten Deckenfresko, worauf ich nicht wirklich etwas erkennen kann.

   Nach dem Vorweisen der Eintrittskarte wird man darüber belehrt, wohin man sich wenden muss, um die musealen Schätze zu besichtigen, weil man hier zunächst über die Ergebnisse der letzten Ausgrabungen stolpert, bevor man die kleine Anna-Kapelle besuchen kann, die den berühmten Totentanz der Stadt beherbergt.

 

Dieser ist der barockisierenden Kraft entkommen und wurde vom damaligen Architekten als das gewürdigt, was er ist, ein wunderbares und künstlerisch sehr eindrückliches Zeitdokument. Bischof, Abt und Wucherer, die reiche Frau und die Jungfrau, kleine Kinder und Mütter. Alle müssen sich dem Tanz hingeben, den der Tod mit ihnen vorhat. Ich versuche zumindest etwas von dem Zauber dieser alten Darstellung mit meiner Kamera einzufangen – aber ich fürchte, dass nicht viel damit werden wird. Schön ist, dass eine gute Abbildung mit Text zu diesem Bilderfries zu haben ist.

           

  Weiter geht es über Gitterbrücken, die über staubige Fundamentreste führen, zu den Bögen des romanischen Kreuzganges, die man hier ausgegraben und zu Dokumentationszwecken im Rohzustand belassen hat. Danach verirre mich in das Lapidarium und bin beim Anblick der in Regalen aufgereihten Kapitellen, Säulenfragmenten und Friesbrocken doch ein wenig froh, dass ich in meinem Leben mehr psychologische Archäologie betreiben durfte, als architektonische.

             

   Im ersten Stock bemüht man sich um eine Dokumentation des historischen Hintergrundes der Stadt Füssen. Es gibt hier Übersichtsdiagramme, Dokumente Bilder und kirchliche Gegenstände, die im Laufe der Jahrhunderte ihre Bedeutung hatten. Daneben wird der Flößerei ein Denkmal gesetzt, und zwar mit Rekonstruktionen der Floße in Kleinformat und genauen Plänen über die damaligen Verlauf des Lech. In den darauffolgenden Zimmern wird in sehr eindrücklicher Weise mit Musik und bravouröser Dokumentationen das Handwerk der Instrumentenmacher beschrieben. Während der Renaissancezeit war die Kunst des Instrumentenbaues - und vor allem der Zupf- und Streichinstrumente in Füssen ein ganz wichtiger Handwerkszweig geworden. Die ausgelernten Handwerker für den Instrumentenbau (fünf Jahre Lehrzeit – ein Jahr Gesellenzeit – zwei Jahre Arbeit in der Fremde) waren damals gesucht und brachten es zu Wohlstand und Ansehen.

  Einer dieser Handwerkergeneration arbeitete hier bis in die fünfziger Jahre. Seine Werkstatt findet sich im Museum wieder, weil niemand nach ihm seine Arbeit fortführen konnte. Während der Besichtigung der Räume wird leise Lautenmusik gespielt – die sich mit den gezeigten Instrumenten zu einer wunderschöne Harmonie verbindet.

        

 Drei Räumen sind dem „unheiligen“ Stadtpatron gewidmet: dem Andenken an König Ludwig II. Hier finden sich Ölbilder von ihm und seiner Mutter, Skizzen von seinem Leben und Wirken. Darüber hinaus gibt es etliche Abbildungen von Neuschwanstein und Falkenstein. In einer Videoanimation werden die Pläne für Falkenstein reaktiviert: Ludwig II. hätte sicher seine Freude dran.

Die Prunkräume des ehemaligen Stiftes sind klein und zierlich. Am besten gefällt mir der Gebetsraum, der nach oben offen ist und woher der Hl. Geist erwartet wird.

 Die Bibliothek ist ein ovaler Raum der in der Mitte wieder eine ovale Öffnung zum Untergeschoss hat – spielerisches Barock, in diesem Fall kann ich mir nur ein ästhetisches Motiv als Grund dafür vorstellen...

          

So ganz nebenbei bemerkt stehen in den Bücherkästen, die mit Biblia beschrieben sind, Amtsblätter von 1948 bis... schön gebunden und nummeriert. Im Abteil Theologie finden sich Gerichtsakte. ..o temporis o mores...wie der Lateiner sagt.

 Der Fürstensaal ist ein kleines Juwel, auch nach den Begriffen einer habsburg- verwöhnten Betrachterin. Die Malereien großzügig mit weichen Pinselstrichen hinskizziert, ohne Schwere und Druck. Die Stukkatur leicht, fließend, lebendig – und die Engeln sind wirklich kleinen Kindern nachempfunden und keine Monster...

 

Alles passt zusammen und die Leute von Füssen können mit Recht stolz sein auf ihren Fürstensaal.

           

Das Papstzimmer und die übrigen Wohnräume haben zart stukkatierte Decken, Wandbespannungen aus dunklem Stoff und wirken vornehm und gediegen. Doch als ich wieder ins Fürstenzimmer zurückkomme, möchte ich es am liebsten einpacken und mitnehmen...wäre schon schön ein so wunderbares Zufluchts - und Erholungszimmer zu besitzen.

Bevor ich mich in die katholische Stadtpfarrkirche begebe suche ich ein Cafe auf zum Zwecke der Rekreation. Kalt ist es draußen und ich nehme drinnen Platz. Doch der Eiskaffee war eine schlechte Entscheidung. Dadurch wird mir noch kälter. Das Straßenleben von Füssen lockt mich nicht übermäßig. Warum das so ist, darüber muss ich noch nachdenken...

 

  Die „Pfarrkirche St. Mang", erweist sich als Pfarrdom und wenn nach Wies und Rottenbuch, Kempten und Ottobeuren noch Steigerungen in gewisser Hinsicht möglich sind, dann schafft es dieser Pfarrdom. Ein gewaltiges architektonisches Konzept ist hier zustande gebracht worden, dass mit allen Möglichkeiten spielt, welche die Barockzeit zur Verfügung hatte.   

 Der Bau besticht zunächst durch seine Mächtigkeit, die sich erst von innen eröffnet, da der Westchor - ein Zubau der Barockzeit - das gotische Längsschiff in überdimensionaler Weise verlängert. Die Innengestaltung folgt auf dem ersten Blick den bekannten Stilregeln der Barockzeit. Die Wände werden von flachen Pfeilern strukturiert, die mit Arkanthuskapitellen geschmückt sind. Die Kuppel über der Vierung ist mit einer Laterne gekrönt und mit einer aus weißen Balustern gestalteten Galerie gegenüber dem Kirchenraum abgeschlossen. Kuppel, Langhaus Seitenkapellen sind mit Fresken geschmückt, die gleichsam einen Blick in den Himmel freigeben.

Der Architekt der Gesamtanlage ist Johann Jakob Herkomer, der aus Sagmeister gebürtig, in Oberitalien sein Handwerk „studiert“  und als Architekt das Gesamtkonzept des Umbaus entwickelt hat. Gleichzeitig war er auch mit Stukkatur und Marmorbearbeitung vertraut. Und darüberhinaus fand dieser Künstler auch noch Zeit sich der Freskenmedaillons anzunehmen und mit leichter, italienisch geübter Malerhand Szenen aus dem Neuen Testament, Heiligengestalten, Szenen aus dem Leben von St. Mang auf die innere Kuppelwand, die Decken der Seitenkapellen und des Langschiffes zu malen. Es wäre schön diese Szenen einmal ganz nahe sehen zu können .. aber es ist auch so gut... weil die Deckenbilder den Gesamteindruck des Kircheninnenraumes wesentlich mitbestimmen und eher mehr zu spüren, als zu sehen sind...

          

  Direkt über den kleinen säulengestützten, baldachinüberdachten Altar erheben sich zwei große Säulen, die den Halbkreis des Chores gleichsam in einen zweiten baldachinüberdeckten Raum verwandeln, der gegen das Langhaus hin mit einem riesigen drapierten Behang abgeschlossen ist. Dieser Stuckbehang ist mit einem stilisierten Brokatmuster bedeckt, mit goldenen Fransen versehen und wird von nimmermüden Engelfiguren gehalten. In der Mitte wird die Drapierung von einem kleinen, engelgeschmückten Baldachin hochgezogen: unmittelbar darunter und in die Mitte der beiden niederfallenden „Stoffbahnen“ fügt sich das Marienemblem auf Wolkenhintergrund ein.

Durch die genaue Beschreibung dieses „Vorhanges“ soll die Ausdruckskraft und die Schönheit dieser glücklichen Idee betont werden – allerdings kann das nur indirekt geschehen, weil architektonische Schönheit mit Worten kaum einzufangen ist.

Unter dem Westchor öffnet sich eine Krypta, die diesem Begriff nur wenig entspricht. Hinter einem hübschen, barock gestalteten Vorraum eröffnet sich ein kahler Raum, worin u.a. die lebensgroße Holzfigur des toten Heilands „aufbewahrt“ wird , dasselbe gilt auch für eine große geschnitzte Muttergottesstatue und dem Heiland auf dem Palmesel. Im Grunde ist es die Taufkapelle von St. Mang, aber wenig liebvoll gestaltet.

Den letzten Tag meines „Hierseins“  nütze ich zu einer Wanderung in die umgebenden Hügel von Pfronten. Auf dem Weg Richtung Finkenstein, besuche ich die Kapelle „Maria Heimsuchung“. Ein Bau aus dem 19.Jh. mit ordentlichen neubarocken Altären. Im Grunde ein sakraler Raum, der weder herausfordert noch unruhig macht: einfach zum Rasten und Beten eingerichtet.

 

Allgäu im Schnee

Wieder komme ich von Vorarlberg nach Pfronten - diesmal aber schneller von Bregenz quer durchs Voralpenland über Isny nach Pfronten. Das Wetter ist gut, die Straßen sind frei und ich komme gut voran. In Isny mache ich halt und schlendere durch die Stadt, hinauf zu St. Georg und Jakobus, einer früheren Abteikirche, die nun Pfarrkirche ist. Es ist ein Rokokojuwel, wie der Führer poetisch ausdrückt und gehört zu der Gruppe der benediktinischen Konventbauten, die das Gesicht des Allgäus so maßgeblich prägen.

Katholische Pfarrkirche St.Georg und Jakobus in Isny

            

 Das Kircheninnere überrascht durch eine Sinfonie aus Form, Farbe und Licht. Anders ausgedrückt, erscheint das Innere, „als lichte freundliche Halle von großer Harmonie der Verhältnisse…, verschönt durch maßhaltende und geschmackvolle Ornamentik.“(nach Paul Keppler) Und der Denkmalpfleger Graf Adelmann schreibt: Eine nicht zu unterschätzende Rolle für den Gesamteindruck des Raumes spielt die Farbigkeit der Wände, der Deckengemälde, des Stucks und der gesamten Einrichtung. Sie spiegelt in ihrer Lebendigkeit und zarter Abstufung die Farben des Allgäus wieder.“

  Der Hochaltar

                

Der barocke Aufbau ist ein Werk des Bildhauers Jakob Ruez. In der Mitte der seitlich geschwungenen Sockelzone ragt zwischen zwei Putten der Tabernakel auf. Seine vergoldete Tür ist mit einem Kreuzigungsrelief geschmückt. Seitliche Engelkinder mit Leidenswerkzeugen leiten zum Aufbau über. In der Mitte das vier Meter hohe rocaillegerahmte Altargemälde. Es zeigt Jesus und die beiden Schächer am Kreuz, den römischen Hauptmann Longinus, Maria, Johannes und Magdalena und weitere Personen. Zwischen die seitlichen Rundsäulen hat der Bildhauer lebensgroße Figuren von Georg und Jakobus den Älteren gestellt. Das von Engeln und Putten gesäumte Dreifaltigkeitssymbol im Aufsatz des Altares zeigt die hebräischen Buchstaben für JHWH (Gott).

Die Nebenaltäre – ebenfalls von Jakob Ruez – stehen vor den vier  Chorpfeilern.

          

Der Josefsaltar zeigt den Heiligen mit dem kleinen Jesus am Arm. Engelkinder halten seinen Stab, ein Winkeleisen, sowie Stemmeisen und Zange – Anspielungen auf seinen Beruf, die auch dem einfachen Volk verständlich blieben. Die Heiligen-Geist-Taube im Strahlenkranz des Aufsatzes erinnert an die göttliche Vaterschaft des Kindes.

 Deckenfresken

 

Das zentralen Deckfresko erinnert an das Jahr 1096 als das Kloster von Isny besiedelt und geweiht wurde. Als Vorbild diente dem 28.jährigen Künstler Johann Michael Holzhey ein Entwurf von Paul Troger für den Konventsaal des Stiftes Melk. Zuunterst sieht man die Gründer mit dem Klosterplan. Der Mönch mit dem Plan, dem ein Putto den Stab hält, ist vermutlich der erste Abt des Klosters, Manegold. Über dieser Szene schweben Heiligengestalten und ganz oben der Mönchsvater Benedikt. Die Linse meiner Kamera reichte nicht aus, um das ganze Feld zu erfassen. Daher bleibt nur noch zu erwähnen, dass der Kirchenvater im  Seitenzwickeln unten der Hl. Hieronymus ist und im obeen der Hl. Gregor mit der Papstkrone. Links im Bild im nächstfolgenden Gemälde die Hl. Helena, als Kreuzauffinderin.

             Über dem Altarraum verweist das Deckengemälde auf das Geheimnis der Eucharistie, indem eine Monstranz auf einem versiegelten Buch - der geheimen Offenbarung – abgebildet ist. Von ihrer Hostie gehen Strahlen- bündel aus. Eines fällt über den Hl. Joseph und einen Kelch mit dem Blut Christi ins Fegefeuer. Das andere trifft Maria aus einem Spiegel, der von einem Papst gehalten wird und fährt in Blitzen auf hinabstürzende böse Gestalten.

Die Kanzel

             

Auf dem querelliptisch hervortretenden, leicht gebauchten Korb präsentieren weißgefassten Putten die alttestamentlichen Gesetzestafeln, Kreuz und Buch ( Et verbum caro factum est entspricht „Und das Wort ist Fleisch geworden), sowie Himmelsschlüssel und Palmzweige. Die rocaillegeschmückten Holzreliefs zeigen Christus als Auferstandenen, als Sämann und als Menschenfischer. Auf dem Schalldeckel symbolisieren vier Putten die vier damals bekannten Erdteile.

Der Rokkokostuck

             

verleiht dem Innenraum eine Schönheit, die selbst in der Barocklandschaft Oberschwabens ihresgleichen sucht.

 

Die Stadt Isny erscheint mir als angenehme Kleinstadt.

 

 Da Winter im Winter wichtige Sehenswürdigkeiten geschlossen sind – muss mich mit einem Blick in die evangelische Nikolaikirche begnügen. Hier atmet nur mehr die hölzerne Kassettendecke ein bisschen altertümliche Herkunft - die Figurengruppe über dem Altarraum ist sicher ganz modernen Ursprungs, aber sehr schön und eindrucksvoll


Pfronten im Winter

Clemens hat in Pfronten eine eigene größere Wohnung gemietet und so können wir Abend gemütlich zusammensitzen und plaudern, ohne uns erst mühsam im Zentrum zu treffen.

Da überall Schnee liegt, bin ich hin und her gerissen zwischen Landschafts – und Kunstwandern. Doch schließlich teile ich die Tage in drei Abschnitte: Landschaft – Kunst und abendliches geistiges Gespräch. Zum Abendprogramm brauche ich Clemens – am Tag fahre ich allein herum, während er im Krankenhaus arbeitet.

Impressionen vom Forgensee

 

Sankt Ullrich in Seeg

 Die Ullrichkirche von Seeg besticht durch die vielen weißgefassten  Gestalten auf den dunklen Altaraufbauten. Das Hochaltarbild zeigt eine leicht und locker gemalte thronende Muttergottes, von Heiligen umgeben. Im Aufsatz des Hochaltares tummeln sich zahlreiche weiße Putten um die goldenen Strahlen, die aus dem Dreieck der Dreifaltigkeit herausströmen.

       

Putten umgeben auch das mit Dornen umwundene Herz über dem Tabernakelaufbau, während die vier Engel, die den Altartisch flankieren, Symbole für Glaube und Hoffnung, sowie Rauchfässer tragen, große und mächtige Vertreter ihrer Art sind. Die großen Heiligengestalten am Altar stellen links die Hl. Anna, rechts die Hl. Afra dar. Zwischen den linken äußeren Säulen kämpft der Hl. Michael mit einem Drachen und rechts der Hl. Georg.

           

  Im übrigen handelt es sich um eine lichtdurchflossene Hallenkirche, die in der Barockzeit neu gebaut wurde. Die Fresken im Langhaus und im Chrorraum der Decke sind mit leichtem Pinsel von J.B. Enderle gemalt: so z. B über dem Chorraum die Schlacht auf dem Lechfeld vom 10. August 955. In der Bildmitte reitet Bischof Ullrich auf einem Schimmel und Kaiser Otto I. an der Spitze des Heeres gegen eine Übermacht der Ungarn. Dramatisch steigen die Pferde hoch über tote Krieger, getroffene Pferde und Kriegsgut. Die Ungarn bedrängen Ullrich und Otto von allen Seiten mit Speeren, Pfeilen und Krummsäbeln. Im Hintergrund die Stadt Augsburg, rechts das Lager der Angreifer. Bischof Ullrich ist im Bischofsornat gekleidet, so wie die Legende erzählt – er streckt die linke Hand nach der Crux victorialis, dem siegbringenden Kreuz aus, das ein Engel mit mächtigen Flügeln, der auf einer Wolke vom Himmel herabkommt, dem Bischof reicht und ihm dadurch den Sieg sichert. Zwei kleine Engel halten die Siegespalme und den Bischofsstab für den Hl. Ullrich. Otto I. trägt Rüstung und Krone. In der Rechten hält er die Lanze, wo Teile der Lanze des Hauptmanns Loginus eingefügt waren. Diese Fresko von Johann Baptist ENDERLE wurde 1769 von ihm leicht überarbeitet und mit acht Bildern umgeben, die den Charakter und die Taten des Kirchenpatrons Ullrich verdeutlichen.

         

Ein Fresco, das mir persönlich aufgefallen ist : Judith rettet Israel vor Holofernes. Die schöne und fromme Witwe Judith tritt wunderschön gekleidet aus dem Zelt des Holofernes, in der Rechten das blutige Schwert und in der Linken den Kopf des Feldherrn. Judith wird hier als alttestamentliche Symbolfigur für die rettende Eingreifen Marias in allen Nöten, verstanden.

           

 Die Kanzel ein braves Barockwerk, in handwerklicher Manier gestaltet und mit den Figuren der vier Kirchenvätern geschmückt.

         

Ein schöner Einfall – die Anordnung der Kreuzwegbilder, auch von J.B. Enderle gemalt, in Dreiergruppen:

Andere Impressionen vom Forgensee A

 Marktoberndorf

Die Situation der alten gotischen Kirche von Marktoberdorf war unhaltbar geworden, weillen vor allem das Gottesahus zu Oberndorf in der ganzen Herrschaft das allerschlechteste ist, darinnen, dass sogar die  „jungen erwaxenenen weibspersohnen auf der Porkürchen nit ohne Ärgernis wegen der gleich hinebert stehenden jungen Mannspersohnen ihren Standt haben.“

Die ursprünglichen Kostenvoranschläge beliefen sich auf 8000 Gulden, die sehr bald um 6ooo Gulden überschritten wurden – doch sollte auch diese Summe nicht reichen und weitere Ergänzungen fordern, die aus den Pfarrgütern erwirtschaftet werden musste. Die Weihe der Kirche vollzog sich am 28. September 1738, die von Johann Adam Nieberlein, augsburger Generalvikar und eichstätter Weihbischof, in Gegenwart von Franz Schenk von Stauffenberg, Fürstbischof von Konstanz und Augsburg vollzogen wurde.

           

Für den Bau der Oberndorfer Kirche beauftragte man ausschließlich Allgäuer Künstler. Das Thema der Kirche ist im Großen, der Sieg des Kreuzestodes Jesu über Sünde und Tod. Und da dieses Thema von Barockkkünstlern aufgearbeitet wird, erhebt sich im Altarraum ein riesiges Kreuz, das fast schwebend über dem Tabernakel aufragt, flankiert von weißen blau gebänderten Säulen.

           

Durch weite Öffnungen nach beiden Seiten gewinnt der mittlere Altaraufsatz Licht und Weite, wodurch das furchtbare Geschehen auf Kalvaria in die Erlösungswirklichkeit eingebettet wird. In den seitlichen Öffnungen schweben die Gestalten von Maria und Johannes – zu Füssen des Kreuzes kniet Maria von Magdala. Über dem Altarbild erhebt sich die überlebensgroße Statue des Kirchenpatrons Martin im Bischofsornat, wie er sich zum Bettler niederbeugt. Die Figuren sind alle in Weißgold ausgeführt, nur der Körper des Heilands wurde bunt gefasst.

 

  Die Thematik des Kreuzes setzt sich fort in den Deckenfresken. Im Bild vor dem Hochaltar schlägt Moses für sein dürstendes Volk, Wasser aus dem Felsen. Sinnbild für den Gekreuzigten, als Quelle des Heils. Im Fresko hinter dem Hochaltar wird die eherne Schlange aufgerichtet. Der Blick auf die Schlange heilte das Volk vom Schlangenbiss und steht für die Heilung des Menschen vom Gift der Sünde durch den Kreuzestod Christi. Die Signalstange ist hier als Kreuz gestaltet.

Im Langhaus erzählt eine ovales Fresco vom Sieg Konstantins über Maxentius an der Milvischen Brücke, nachdem ihm in einer Vision gesagt wurde: „In diesem Zeichen (Kreuz) wirst du siegen!“

          

Das östliche Deckenbild zeigt die Kreuzauffindung durch Konstantins Mutter, Kaiserin Helena. Helena wendet sich einer Frau auf dem Krankenlager zu, die Anzeichen der Genesung zeigt. Rechts werden die Kreuze der Schächer entfernt. Eine Säule und ein dunkelroter Vorhang vertiefen die Raumillusion.

In der Chorkuppel ist der Triumph des Kreuzes im Himmel dargestellt.

          

Im Typus des Gnadenstuhles präsentiert Gott Vater, überstrahlt von der Taube des Hl. Geistes, den gekreuzigten Christus einer Schar von Heiligen zum Lobpreis. Als Fürbitter erscheinen die Heiligen Martin und Maria. Martin mit dem Bettler zeigt als Patron der Gemeinde auf eine Ansicht des Marktes Oberndorf, darunter die Signatur Franz Herrmann 1735. Es folgen kreisförmig auf Wolken angeordnet zwölf Heilige. Ein origineller Einfall sind die Putten, die eine Lorbeergirlande um die Kuppelöffnung drapieren. Die obligatorische Darstellung der Kirchenväter findet sich in den Pendentifs der Kuppel. Die zwölf Apostel finden sich in den Zwickelkatuschen des Langhauses.

Von Anton Sturm stammen die vier überlebensgroßen Statuen von dem Hl. Antonius von Padua, dem Hl. Nepomuk,    Hl. Anna und Hl.Joachim.

     Hl.Nikolaus (1700)     

Die Kanzel, die 1735 entstanden ist, zeigt in der Mittelnische die Figur des Christus Salvator, in den Seitenfeldern Blumenvasen und – gehänge.

           

Der Taufstein aus rotem Stuckmarmor, auf dem Deckel eine Schnitzgruppe der Taufe Christi. Gegenüber der Kanzel sieht man ein Kruzifix aus dem 16.Jh. mit einer Schmerzensmutter aus späterer Zeit. Die Figur des Hl. Nikolaus (1700) beeindruckt mich durch den Ernst der Darstellung und den hohen künstlerischen Rang.

Zunftstangen: 

Zimmerer und Maurer

Müller Metzger

Im Quergang des Schiffes sind die Zunftstangen aufgestellt, holzgeschnitzt und vergoldet als seltenen Kostbarkeiten. Sie bestehen aus altarförmigen Aufbauten mit Säulchen und Heiligenfigürchen, die den betreffenden Zunftpatronen gewidmet sind. Bekrönt sind sie mit einem Kerzenständer. Diese Stangen, zwischen 1668 und 1768 entstanden und datiert, sind Zeugnisse für die aufblühende Handwerkskunst nach dem Dreißigjährigen Krieg. Sie wurden bei Prozessionen mitgetragen und nachdem die Hostie das Zunftzeichen der Müller war, durften die Müller als erste hinter dem Allerheiligsten einherschreiten.

       

                                                         

 Zuletzt sollen auch noch die Leben Jesu Darstellungen erwähnt werden, die in einer Art Bauernbarock sehr einfach und eindringlich gemalt sind.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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