Irene Kohlbergers SALVETE

Pilgerfahrt zu Katharina von Siena

Pilgerfahrt zu Katharina von Siena

27. April bis 1. Mai 2016

Im Jahr 1215 legten Dominikus und seine Gefährten in ihrer Gemeinschaft Gelübde ab, in enger Anlehnung an die Regel der Augustiner Chorherren, die von Bischof Fulko von Toulouse für sein Bistum bestätigt wurde; gleichzeitig übereignete er der Gemeinschaft die Kirche St-Roman in Toulouse. Damit war die Grundlage für den Dominikanerorden als Beicht-, Prediger- und Bettelorden geschaffen, dessen besondere Stärke neben dem persönlichen Glaubensgespräch vor allem die Predigttätigkeit ist. Der Orden wurde 1216 von Papst Honorius III. anerkannt. Das bedeutet, dass der Orden heuer sein 800jähriges Bestehen feiert. Gleichzeitig feiert die Kirche am 29. April den Gedenktag der Hl. Katharina von Siena - dem berühmtesten Mitglied des Dritten Ordens der Dominikaner. Diese beiden Ereignisse führten uns nach Siena, in die Geburtstadt von Katharina und der Stadt ihres langjährigen Wirkens. 

Im Jahr 1215 legten Dominikus und seine Gefährten in ihrer Gemeinschaft Gelübde ab mit einer Regel nach dem Vorbild der Augustiner, die von Bischof Fulko von Toulouse für sein Bistum bestätigt wurde; der Gemeinschaft wurde die Kirche St-Roman in Toulouse zugewiesen. Damit war die Grundlage geschaffen für den Dominikanerorden als Beicht-, Prediger- und Bettelorden, dessen besondere Methode neben dem persönlichen Glaubensgespräch vor allem die Predigttätigkeit ist; der Orden wurde 1216 von Papst Honorius III. anerkannt.

                       

Katharinas Leben hat sich in ganz bestimmten Verhältnissen abgespielt. Im unruhigen Italien des 14. Jahrhunderts, gegen Ende des „babylonischen Exils“ der Päpste in Avignon und während des Ausbruchs des großen abendländischen Schismas. Es war eine Zeit geistiger Auseinandersetzung und höchster politischer Spannung, worin Katharina, während ihres kurzen Lebens einen wichtigen göttlichen Auftrag erfüllen musste. Warum sich Gott gerade die jüngste Tochter eines Färbermeisters in Siena, die nicht lesen und schreiben konnte, für seine besonderen Pläne ausgesucht hat, bleibt Geheimnis. Doch es passt sehr gut in SEIN Konzept, indem er gerade das Schwache, das Demütige und von der Welt wenig Geschätzte auswählt, um den Mächtigen und Erfolgreichen zu zeigen, was ihre Stellung in SEINEN Augen gilt.

Katharina wurde als 24. Kind des wohlhabenden Pelzfärbers Jacopo di Benincasa und seiner Frau Lapa di Puccio di Piagente geboren. Mit sechs Jahren hatte Katharina ihre erste Vision mitten auf der Straße: sie sah Jesus Christus im Ornat des Papstes, umgeben von Petrus, Paulus und Johannes. Schon als Kind lebte sie asketisch und legte für sich selber das Gelübde der Jungfräulichkeit ab. Mit zehn Jahren begannen ihre Kontakte zum Dominikanerorden, wo ihr Vetter Tommaso della Fonte eingetreten war. Im Alter von zwölf Jahren sollte sie heiraten, doch Katharina lehnte dieses Ansinnen ab.  Verwirrt über ihre zunächst unerklärliche Weigerung, versuchte  Mutter Lapa sie zur Ehe zu überreden – doch vergeblich. Schließlich bestimmte der Vater, dass man sie in Ruhe lassen soll. Nachdem Katharina von einer Pockenerkrankung genesen war, lebte sie nur noch zurückgezogen zu Hause; ernährte sich von Kräutern und Wasser, fastete wochenlang, betete und übte sich im Schweigen.

 

Eingangsbereich des Wallfahrtszentrums: St. Catarina(erbaut über dem Geburtshaus und den Garten der Färberei)

Altar im Oratorium della Cucina

                   Kapelle des Kreuzes vor dem

Katharina die Wundmale empfing

1363 trat Katharina - gegen den Willen ihrer Eltern - in den Dritten Orden der Dominikaner ein, die wegen ihres langen schwarzen Umhanges Mantellaten genannt wurden. Auch danach lebte sie weiter in asketischer Strenge gegen sich selbst und äußerst zurückgezogen. Nach einer Vision gab sie ihr zurückgezogenes Leben auf und widmete sich mit Hingabe der Pflege von Kranken und Armen im Ospedale della Scala und im Leprosenheim S. Lazzaro. In einer mystischen Vision erlebte sie 1367 ihre Vermählung mit Christus - den Ehering sah sie ihr Leben lang an ihrem Finger.

Katharina arbeitete weiter hingebungsvoll für Arme und Kranke in Siena. Bei der Pflege von Pestkranken steckte sie sich 1374 an, ließ sich aber dadurch nicht von ihrem Tun abhalten. Einem frierenden Bettler gab sie eines Tages ihren Mantel. Als man sie darauf hinwies, dass es unschicklich sei, ohne Mantel auf die Straße zu gehen, antwortete sie: "Ich will mich lieber ohne Mantel als ohne Liebe finden lassen!"

Um an der Reform der Kirche mitzuarbeiten, zog Katharina mit ihren Anhängern durch das Land, um zu predigen, aufzurüttel und zu ermahnen.  Ab 1370 schrieb sie hierzu Briefe an hochgestellte Persönlichkeiten, die sie mitunter drei verschiedenen Sekretären gleichzeitig diktierte. 1374 musste sie ihr ungewöhnliches Verhalten und auch ihre Visionen vor dem Generalkapitel der Dominikaner in Florenz rechtfertigen, konnte jedoch alle Bedenken ausräumen und durfte fortan in offiziellem Auftrag der Kirche reisen und predigen. Als geistlicher Führer wies ihr das Generalkapitel des Ordens Raimund von Capua zu, der später auch ihre Biografie verfasste.

Bewunderung weckten Katharinas „Predigten“ und Briefe zu spirituellen Fragen. Immer mehr Mystiker, Fromme, Geistliche und Laien, Männer und Frauen, scharten sich um sie; sie fühlten sich als famiglia, Familie, Katharina wurde von ihnen mamma, Mutter genannt. Am 1. April 1375 erfolgte vor einem Kreuz in Pisa ihre Stigmatisierung: auf wunderbare Weise erscheinen an ihrem Körper die Wundmale Jesu; bis zu ihrem Tod waren sie allerdings nur für Katharina selbst zu erkennen.

1376 reiste Katharina zusammen mit Raimund von Capua nach Avignon, um dort bei Papst Gregor XI. Fürsprache für die im Krieg mit dem Papsttum befindlichen Florentiner einzulegen. Zwar scheiterte ihre Mission, doch war sie zweifellos daran beteiligt, dass der Papst noch im selben Jahr wirklich nach Rom zurückkehrte. In ihren insgesamt 14 Briefen an den Papst ermunterte sie ihn zu einem  Aufruf zum Kreuzzug und zur Kirchenreform unter dem Gesichtspunkt der Rückkehr zur Reinheit und Armut der Ursprünge; der Korruption eines Großteils der Hierarchie müsse ein Ende gemacht werden, Kardinäle und Klerus sollten sich mehr um die Seelsorge kümmern.

Katharina begab sich wieder nach  Siena, begann wieder ihr kontemplatives Leben und sich um die Hilfsbedürftigen zu kümmern. 1378 gründete sie in der Festung Belcano bei Siena, die ihr von einem Mitglied der Famiglia geschenkt worden war, ein Reformkloster für Frauen. Im selben Jahr brach das Abendländische Schisma aus. Katharina unterstützte den neuen Papst Urban VI. und seine Reformideen. Auf seinen Wunsch hin ging sie nach Rom, um mit ihm für die Einheit der Kirche zu arbeiten.

Die letzten Jahre ihres Lebens musste sie das Scheitern ihrer in Papst Urban gesetzten Hoffnungen auf Kirchenreform miterleben; ihre Briefe bezeugen nun ihre Gefühle der Ohnmacht und Verzweiflung angesichts der gespaltenen Kirche. Katharina ernährte sich nur noch von der Eucharistie. Ihr körperlicher Zustand verschlechterte sich; unter Schmerzen siechte sie monatelang dahin. Sie starb - der Überlieferung nach in der Peterskirche in Rom, wohin sie sich  täglich hinschleppte. Ihre letzten Worte waren Sangue, Sangue, Blut, Blut.

                       

Katharinas Leichnam ist in der Kirche der Dominikaner, S. Maria sopra Minerva, in Rom in einem Glasschrein aufbewahrt. Ihr Körper war, als er 1430 exhumiert wurde, noch immer unversehrt. Mit päpstlicher Erlaubnis wurde der Leichnam zerteilt, um Reliquien zu erhalten; dies wurde zum letzten Mal 1855 wiederholt, als ihre Überreste noch immer erstaunlich gut erhalten waren. In der Basilika San Domenico in Siena werden in einem Marmor- Ziborium ein in Silber gefasster Finger und der Kopf der Heiligen aufbewahrt.

Bildnis von Katharina von Andrea Vanni           Dominikanerkirche Außenansicht

                                      Innenansicht der Dominikanerkirche            Altar mit dem Haupt der Hl. Katharina

 

Katharina hinterließ etwa 380 von ihr zwischen 1370 und 1380 diktierte Briefe, das um 1378 diktierte Libro della divina dottrina, Buch der göttlichen Lehren, und 26 von ihren Schülern aufgeschriebene Gebete. Ihre Schriften sind von einzigartiger Tiefe über ihre Beziehung zu ihrem Bräutigam und der Kraft seines Blutes geprägt. Ihre wiederkehrenden Visionen vom blutigen Opfertod Christi waren bestimmt, die erlösende Liebe des Heilands besonders einzuprägen. (nach Ökomenischem Heiligenlexikon)

Katharinas Heiligsprechung erfolgte am 29. Juni 1461 durch Papst Pius II.,          

 4.Oktober 1970 Erhebung Caterinas zur Kirchenlehrerin

und  15. Oktober 1999  Proklamierung Katharinas zur Co-Patronin Europas

 Zum Nachlesen: http://www.stjosef.at/dokumente/caterina_von_siena_schmid.htm (Vortrag zu Catarina)

 

SIENA ist eine Stadtanlage, die kaum vom Geist der Renaissance berührt wurde und auch die beiden Weltkriege heil überstanden hat. Die Stadt ist auf drei Hügeln erbaut, die sich in einer unvergleichlichen Weise im Zentrum der Stadt am Piazza del Campo berühren. Dieser ist muschelförmig angelegt und in 17 Segmente unterteilt, die unmittelbar vor dem gotischen Bau des Rathauses zusammenlaufen. Die Stadt ist bis heute von einer intakte Stadtmauer umgeben, die von vier Toranlagen durchbrochen wird.

     

     Turm und Fassade des Palazzo Publico

Siena geht vermutlich auf eine etruskische Siedlung zurück und wurde unter römischer Herrschaft eine Kolonie mit dem Namen Saena Iulia. Ihre eigentliche Bedeutung erlangte die Stadt aber erst im Mittelalter. Wie andere italienische Städte wurde sie allmählich unabhängig und hatte im 12. Jahrhundert eine Konsularregierung.

Im Streit zwischen Kaiser und Papsttum stand Siena – im Gegensatz zu Florenz – auf  ghibellinischer Seite und erhielt dadurch verschiedene Privilegien. Im Wesentlichen verbarg sich aber hinter diesem Konflikt eine wirtschaftliche Rivalität zwischen den beiden Handelsstädten. In der Schlacht von Montaperti 1260 wurden die Florentiner geschlagen. Die folgenden Jahre brachten aber einen Niedergang der Ghibellinen mit sich. Im Inneren kam es immer wieder zu politischen Machtkämpfen, die aber eine wirtschaftliche Blüte der Stadt nicht verhinderten.

1389 schlossen die Sienesen ein Bündnis mit Gian Galeazzo Visconti, das sie für einige Jahre in Abhängigkeit von Mailand brachte.

1487 ergriff Pandolfo Petrucci die Macht und regierte despotisch, wenn er auch formell die Regierungsformen nicht antastete. Anders als den auf ähnliche Weise in Florenz herrschenden Medici, gelang es ihm aber nicht eine Dynastie zu gründen. Nach seinem Tod 1512 stellte sich die Stadt bald unter den Schutz Karls V. Die Bürger lehnten sich gegen die zunehmende Tyrannei der Spanier auf, doch wurde 1555 Siena nach langer Belagerung eingenommen und zwei Jahre später als Lehen an Cosimo I. de' Medici gegeben, unter dem es Teil des Großherzogtums Toskana wurde.

Die historische Altstadt ist gegliedert in drei Terzi (Drittel), in denen mehrere Contrade (Stadtteile) zusammengefasst sind (insgesamt 17) und die alle innerhalb der Stadtmauern von Siena liegen. Die Contraden sind nach ihren Wappen (meist Tieren) benannt und sind Gegner beim berühmten Pferderennen, dem Palio, das jährlich einmal im Juli und einmal im August stattfindet. Die Contraden erfüllen in Siena viele Zwecke, sie kümmern sich um die Renovierung ihres Stadtteils, pflegen ihre alten Bürger und geben Arbeitslosen vorübergehend Aufgaben. Auf Grund der sozialen Aktivitäten der Contraden, in denen jeder jeden kennt, ist Siena unter den Städten dieser Größe, die, mit der geringsten Kriminalitätsrate.

Zum Terzo di Città zählen die Contrade Aquila (Adler), Chiocciola (Schnecke), Onda (Welle), Pantera (Panther), Selva (Wald) und Tartuca (Schildkröte).Zum Terzo di San Martino gehören die Contrade Civetta (Eule), Leocorno (Einhorn), Nicchio (Muschel), Valdimontone (Widder) und Torre (Turm).Zum Terzo di Camollia gehören die Contrade Bruco (Raupe), Drago (Drache), Giraffa (Giraffe), Istrice (Stachelschwein), Lupa (Wölfin) und Oca (Gans).

Der Palio, das jährlich zweimalige Pferderennen, reicht sehr weit zurück bis ins 14. Jahrhundert.

              
Dom von Siena

Der Dom aus schwarzem und weißem Marmor, heute eines der bedeutendsten Beispiele der gotischen Architektur in Italien, entstand aus einer dreischiffigen romanischen  Basilika. Heute präsentiert sich der Bau immer noch als solche, jedoch mit gotisch erhöhtem eingewölbtem Mittelschiff und kompliziertem, mehrschiffigen Querhaus. Romanisch blieb die unregelmäßig sechseckige Kuppel über der Vierung, die für viele der Unregelmäßigkeiten des Baues verantwortlich ist. Der Bau wurde Anfang des 13. Jahrhunderts begonnen und bis in das 14. Jahrhundert hinein fortgesetzt.

                     
    

Eine letzte Vergrößerung wurde 1339 begonnen, aber wegen Geldmangels und Problemen mit der Statik nie zu Ende geführt; heute sind nur Nordseitenschiff und Fassade des sog. „Duomo Nuovo“ zu sehen, die die Großartigkeit des unvollendeten Plans andeuten. Die Kirche, die den heutigen Dom als Querhaus weitergenutzt hätte, sollte in den Dimensionen Alt St. Peter, damals eine der größten Kirchen der Welt, übertreffen. Zu dem Baukörper gehört auch das Baptisterium San Giovanni, das in den Substruktionen des Domchores eingerichtet ist.

Die dreiachsige Westfront mit spitzen Dreiecksgiebeln ist dekoriert durch eine Reihe von Säulen, Statuen und eingelegtem Marmor. Sie soll von  Giovanni Pisano begonnen worden sein, datiert aber tatsächlich nach 1370. Sie wurde 1380 vollendet und erinnert an die frühere, von Orvieto begonnene Fassade 1310.

 

                         

Unsere Besichtigungstour beginnen wir mit einem Rundgang in Altarhöhe. Ein besonderer Einfall der Verantwortlichen, den Touristen das herrliche Gebäude, zunächst von oben zu zeigen.

Der Innenraum wird von weißem und dunkelgrünem, fast schwarzem Marmor beherrscht, der den Raum im Stil der damaligen Zeit den Raum gliedert. Der Fußboden, der im 14. Jh begonnen wurde und erst im 19. Jh. nach alten Plänen zu Ende gebracht wurde, breitet sich über die gesamte FLäche des Raumes aus. Das Werk zeigt, neben dekorativen Elementen, sechsundfünfzig Intarsienbilder, bei denen kunstvoll der weiße Marmor graviert und eingelegt wurde. Zahlreich und unterschiedlich sind die Abbildungen und Dekorationen des Bodens. Grundsätzlich werden alt – und neutestametarische Szenen so gefügt, dass sie auf den Altar, als mystischem Höhepunkt hinleiten. Doch finden sich darunter auch Allegorien zur Weisheit und den Tugenden der Antike, sowie  Sybillen, als Künder des Messias. Auch wurde dem Gündungsmythos ein Mosaik gewidmet: die Wölfin mit den Zwillingen. Siena wurde der Sage nach von den beiden Söhnen des Remus, Ascanius und Senius, gegründet, die auch von einer Wölfin gestillt wurden. Die Wölfin ist in einem Kreis zu sehen, mit dem weitere Kreis verbunden sind, worin sich Symbole von anderen  italienischen Städten finden.

Wölfin säugt Ascanius und Senius

Alttestamentarische Sybille

Bethlemitischer Kindermord

Die Führung geht zum Teil über die Dachkonstruktionen, wo wir kleine Bauhütten in Museumsweise vorgestellt bekommen. Dann geht es wieder hinaus auf die obere Galerie, wo sich ein außergewöhnlicher Blick auf die Dächer Sienas eröffnet. Wieder zurück, durch schreiten wir die ganze Breite des Innenraumes auf einer Steinbrücke – vor und unter uns der Hauptaltar und die Bilder des Bodens – ein unvergesslicher Anblick…

Gleich nach dem Eintreten in das Gotteshaus ziehen zwei Weihwasserbecken (1452/63) den Blick auf sich, in einer Gestaltung, die für die Renaissance typisch sind. Den absolute Höherpunkt unter den Kunstschätzen im Inneren bildet die achteckige Kanzel von Niccolo Pisano von 1266 bis 1268 geschaffen wurde. Sie ruht auf Säulen, die von Löwen gestützt werden. Allerdings wurde ich sehr enttäuscht, weil sie momentan restauriert wird und die wunderbaren Reliefs, auf die ich mich schon so gefreut habe, lediglich durch die Abdeckplanen hindurchschimmern.

                              

                                        Foto: WIKI

  Die Piccolomini-Bibliothek, die an den Dom angrenzt, wurde von Kardinal Francesco Piccolomini (später  Pius III.) zu Ehren seines Onkels Pius' II. gegründet. Hier befinden sich Pinturicchios berühmte Fresken mit Szenen aus dem Leben des späteren Papstes und eine Sammlung von Chorbüchern (auf gemeißelten Tischen) mit Malereien von Sieneser und anderen Künstlern.

                          

Der Piccolomini Altar befindet sich im nördlichen Seitenschiff. Der Marmoraltar (1503) wurde von Andrea Bregno entworfen, der in den Nischen Gestalten von Michelangelo birgt. Das Muttergottesbild wurde von Paolo di Giovanni Fe gemalt. 

                                           

Vom Dom ging es weiter zur Krypta des Gebäudes, die erst vor kurzem entdeckt wurde. Bei Bergungsarbeiten der unterirdischen Räumen entdeckte man 2001 eine komplett mit Fresken dekorierte Struktur, die künstlerisch unglaublich wichtige Aufschlüsse über die Malerei des 13. Jh. erlaubt. Darüber hinaus erstrahlen die Fresken – konserviert durch Dunkelheit und den Schutz des Erdreiches - in hoher farblicher Intensität, die ihresgleichen sucht. Es sind Geschichten aus dem Neuen und Alten Testament, die hier dargestellt sind und als Bildbänder Wände und Pfeiler – auch  Flächen und Kanten einschließend – überziehen. Es sind Motive, von einer wunderbaren und überraschenden Lebendigkeit, die teilweise recht eng an Byzantinische Vorbilder anschließen, während andere Szenen, auch aus den Apokryphen schöpfen und sehr eigenwillig und lebendig wirken.   

   
   

 

 Baptisterium

Die architektonische Gestalt des Baptisteriums ist völlig der Gotik verpflichtet. 1355 von Domenico d’Agostino begonnen, ist der Innenraum eine Komposition von spitzbogigen Gewölben, spitzgiebeligen Schwibbögen und Nischen, sowie großen Fenstern, die auch alle dem Spitzbogen verpflichtet sind. Die Fresken des Raumes stammen aus dem 15.Jh. und sind in ihrer Vollständigkeit und ihrem guten Erhaltungszustand eine Freude für den Betrachter. Wir haben Zeit und sitzen lange in die Betrachtung des  Raumes versunken.

Das künstlerisch reifste Werk des Raumes ist zweifellos das Taufbecken, welches Beiträge der größten Bildhauer des 15. Jh. auf sich vereinigt: Donatello, Ghiberti und Jacopo de Quercia. Dabei handelt es sich um eine Marmorstruktur mit einem großen Ziborium, welches sich über einem sechseckigen Becken erhebt, charakterisiert durch die Geschichten aus dem Leben Johannes des Täufers.

Deckenfresco: Christus in der Vorhölle

Taufbecken mit Ziborium

          Taufe Jesu durch Johannes

Donatello: Gastmahl des Herodes

Das Museo dell’ Opera

Zuallererst leiten uns einige Custoden in den vierten Stock des Hauses hinauf, wo sich der Eingang zur Facciatone befindet, einem Bauteil, der die Fassade des großartigen neuen Domes werden sollte, der 1339 entworfen, aber in den Anfängen steckenblieb: Das Panorama ist überwältigend hier oben! Auf der einen Seite erstreckt sich die Längsseite des Domes zum „Greifen nahe“ und auf der südlichen Seite das Panorama der Stadt, mit seine braunen Ziegeldächern – gesprenkelt und aufgelockert durch Grün – und etwas weiter entfernt die hohen Dächer und Türme der Klosterkirchen vor der Stadtmauer.

Zurück in den Räumen, umfangen uns zunächst stofftapezierte Wände, woran Vitrinen mit kostbaren liturgischen Gewänder untergebracht sind. Wir steigen hinunter und befinden uns bald in einem kleinen Raum, wo das originale Gnadenbild der „Madonna mit den großen Augen“ aufbewahrt wird. Das Bild wurde ursprünglich im Dom sehr verehrt und ist dort jetzt durch eine Kopie ersetzt. Hier denkt wohl keiner der Betrachter an die transzendente Bedeutung des Bildes. Hier betet niemand vor dem Bild…

                 

Unter dem Schutz gerade dieses Bildes, gelang es den Sienesen das einzige Mal die Florentiner zu schlagen, und zwar bei der berühmten Schlacht von Montaperti im Jahre 1260. Diese siegreiche Schlacht wird bis heute immer wieder kolportiert! Und als außenstehender Betrachter kann man sich darüber nur wundern…

Ein weiterer Saal beherbergt schöne Tafelmalereien von namhaften Malern des 14. Jhs.

Schließlich öffnet sich die Türe zu dem ersehnten Kunstwerk, das alles andere überstrahlt: die Maesta des Duccio Buonsiegna.

Ich kenne die Bildtafeln schon lange, die hier in dem abgedunkelten Museumsraum aufgestellt sind – ich besitze Dias, die ich meinen Schülern oft gezeigt habe und auch einen Bildband, den ich wiederholt studierte. Jetzt darf ich das Werk in Wirklichkeit betrachten und mich dem Zauber der Nähe und des Wieder erkennens hingeben. Einzelheiten, die mir früher aufgefallen sind, bestätigen sich wieder, so z. B. dass Jesus während seiner Passion keine Sandalen mehr trägt, während die Jünger damit bekleidet sind. Oder der Wechsel der Kleidung, womit Duccio einen bestimmten Verlauf der Passion symbolisch zu unterstreichen liebt. Auch ist es sein persönlicher Einfall, dass auf allen Stationen seines Leidens, die Figur des Pilatus – gleichsam im Hintergrund erscheint. Man könnte noch viel über dieses geniale Werk schreiben ---

Im Jahr 1308 erhielt Duccio  den Auftrag einen Marienaltar für den Dom von Siena zu malen. Thema war die „Maestà“, die Majestät und Herrlichkeit Mariens. 1311 war das Werk vollendet. Es bestand aus 93 Bildern, davon waren 59 dem Leben Jesu und Mariens gewidmet (7 der Geburts- und Kindheitsgeschichte, 9 der öffentlichen Tätigkeit, 22 der Passion, 12 den Ereignissen um Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten, 9 dem Leben und dem Tod Mariens).

Die Maestà ist eines der größten Werke der Kunstgeschichte zum Leben Jesu. Sie befindet sich heute fast zur Gänze im Dom-Museum von Siena, trotz eines wechselvollen Geschicks: 1505 wurde sie abgebaut und in die Chorkapelle versetzt, 1771 wurden die Vorder- und Rückseite auseinander-, der ganze Altar in sieben senkrechte Felder zersägt und der Altar in die Sakramentskapelle versetzt. 1878 kamen die Tafeln in das Dom-Museum, 8 Tafeln sind mittlerweile in Museen der ganzen Welt verstreut.

Die Vorderseite des Altarbildes zeigt zum Volk hin, ist auf Fernbetrachtung ausgelegt, und deshalb recht groß. Es zeigt traditionell die  Ikone: Die thronende Madonna, die Stadtheilige Sienas, umgeben von ihrem himmlischen Hofstaat aus Heiligen und Engeln. Die Madonna hat große Ähnlichkeiten zu ihrer Vorgängerin, der Madonna del voto, was wohl das Wohlwollen des Volkes für das neue Werk sichern sollte. Ergänzt wird das Bild durch die vier Stadtheiligen Ansanus, Viktor, Savinus und Creszentius, welche vor der Madonna knien und für das Wohl der Stadt Fürbitte einlegen. Die Maestà mit dem Kind ist bedeutungsperspektivisch dargestellt: Unnatürlich groß und in der Mitte des Bildes. Nur der Mittelteil der Frontseite, die Madonna im Kreis von Engeln und Heiligen, ist heute noch als Einheit erhalten. Urprünglich war das Werk in fünf Bildzonen gegliedert und in einen architektonischen (gotischen) Umriss mit Giebeln, Fialen und Streben eingepasst. Die Rückseite ist auf den Chor ausgerichtet, auf Nahansicht ausgelegt, und war nur von Geistlichen einsehbar. Sie ersetzte den in dieser Position üblichen Christusaltar und zeigte in einem Ensemble kleinteiliger Tafeln, die Passion Christi.

                  

              Versuchung Jesu

Jesus heilt einen Blinden

 Jesus und die Frau am Jakobsbrunnen

Das Letzte Abendmahl

Verrat des Judas

Kreuzweg Jesu

Der Engel am leeren Grab

 Auferstandener am See Auferstandener mit den Aposteln

Der letzte Saal des Museums beherbergt die originalen Statuen des Domes, die hier in klimasicherer Umgebung ihre Schönheit bewahren können. Auch die Rosette aus buntem Glas, die ursprünglich in der Domfassade eingesetzt war, hat man hierher gebracht, um sie zu schützen und zu bewahren. Auch das Original (von Pisano) einer säugenden Wölfin mit den legendären Stadtgründern fand hier eine Bleibe.

Szenen aus dem Leben Marias

Besonders fein fand ich die Reliefs – auch von Pisano gestaltet - mit rührenden Marienthemen, der Verkündigung, der Geburt und dem Besuch der Sterndeuter: „lebendig und nichts als lebendig - ohne realistisch zu sein“--- so mein Eindruck von allen Werken, die aus der Hand dieses genialen Meisters hervorgingen

 

Ospedale Santa Maria della Scala

Einer Legende nach entstand das Hospital durch einen Schumacher namens Sorore bzw. Beato Sorore, der sein Haus den Pilgern und Kranken zur Verfügung stellte. Er soll 832 geboren und 898 gestorben sein. Seine Mutter soll am Tag vor seiner Geburt einen Traum (sogno della madre di Sorore) gehabt haben, in dem ihr Sohn eine Leiter zum Himmel ersteigt. Damit wurde die Herkunft des Namens erklärt. Die Herkunft des Namens Sorore ist unbekannt, scheint aber schon um 1440 gebräuchlich gewesen zu sein. Bei Ausgrabungen 1492 wurde eine gut erhaltene Leiche gefunden und dem Sorore zugeschrieben.

Gewölbeansicht des Pellegrinaio

                        

Traum der Mutter von Sorore

Geglückte Laufbahn eines Waisenmädchens

Zuerst wurde es als Hospiz benutzt, doch bereits im 10. Jahrhundert zudem als Hospital. Der Name des Gebäudes bezieht sich im ersten Teil (Santa Maria) auf den der Santa Maria Assunta geweihten Dom, der zweite Teil (della Scala) auf die zum Dom führende Treppe vor der Hauptfassade des Gebäudes. Der große Saal im Zentrum des Hospizes (Pellegrinaio) ist vollständig ausgemalt, die meisten der Fresken stammen von Domenico di Bartolo, aber auch Vecchietta und Priamo della Querica führten einzelne Szenen aus.

Im Kassenbereich des alten Baukomlexes gibt es einen Flyer, der drei Stockwerke beschreibt, die unterschiedliche Museen beherbergen. Zunächst versuchen wir die Treppen zu finden, die zu diesen Stockwerken führen könnten. Doch alle Treppenaufgänge sind gesperrt und wir sind einigermaßen ratlos. Schließlich entdecken wir eine schmale Treppe, die nach unten führt und am unteren Treppenabsatz wird klar, dass die Stockwerke als unterirdische Kellerräume zu verstehen sind und wir beginnen unsere Wanderung.

Der Fienile ( Heuschober oder Heuschuppen) genannte Raum wurde Ende des 13. Jahrhunderts begonnen, um im Jahr 1300 während des ersten Jubeljahres unter Papst  Bonifaz VIII. Reisende aufzunehmen. Im Raum befinden sich heute die Originalteile des Fonte Gaia, der von 1409 bis 1419 von Jacopo della Quercia an der Piazza del Campo errichtet wurde. Das Marmorwerk erlitt in den darauffolgenden Jahrhunderten viele Schäden, so dass 1859 vom Rat der Stadt beschlossen wurde, den Brunnen durch eine originalgetreue Neuanfertigung zu ersetzen. Neben den Originalteilen des Brunnens sind auch die Gipsabdrücke ausgestellt.

Originalgestalten und Gipsabdrücke des Brunnen von Jacopodo della Quercia

 

Heutige Brunnengestalt

Brunnendetail

Wir wandern weiter und gelangen in den sakralen Bereich. Zuallererst betreten das Oratorium der Bruderschaft St. Caterina della notte, eine beeindruckende Kapelle, die mit Stuck und Gemälden aus dem 18.Jh. ausgestattet ist.               

Neben dem Oratorium befand sich eine kleine Nische, wo seinerzeit die Krankenpflegerin Katharina  kurze Stunden zu ruhen pflegte. Ihre schlafende Figur stammt vermutlich auch aus dem 18.Jh.

                

Von den Magazzini della Corticella, wo Reliquienbehälter und kostbare liturgische Geräte und Bücher ausgestellt sind, gelangen wir in das sog. Labyrinth, in das zweite aufgeschüttete Stockwerk hinunter.

Das Archäologie - Museum enstand durch Exponate von privaten Sammlungen, die der Stadt übergeben wurden. Es sind Funde, die bis in die Bronzezeit zurückreichen. Am beeindruckensten für mich war die Fülle von etruskischen Keramiken: Kleine Graburnen – die mit Tierfiguren und menschliche Gestalten, von ganz eigener Prägung, geschmückt sind. Dazwischen gab es einige  rot-und schwarzfigurige Handelsware der Antike, die in Griechenland erzeugt wurde.

Ganz zuletzt darf nicht unerwähnt bleiben, dass in Santa Maria della Skala ein reicher Reliquienschatz angesammelt wurde; ua. auch ein Nagel, womit Christus ans Kreuz geheftet wurde. Zur Aufbewahrung dieser Reliquie diente ursprünglich die alte Sakristei:

 

 Palazzo Publico:

Die Hauptfassade besteht im unteren Teil aus Mauerwerk aus Natursteinen, die mit charakteristischen Seneser Bögen verziert sind. Zwischen den Zweibogenfenstern dieses Stockwerks ist eine große Kupferplatte mit dem Monogramm Christi, Symbol des Hl.  Bernhardin, angebracht, das 1425 zeitgenössisch zu seinen Predigten, geschaffen wurde.

    

Der Turm des Palastes (Torre del Mangia), wurde zwischen 1325 und 1344 errichtet.Der Laubengang vor der Fassade des Palastes wurde 1352 gestiftet, als Weihegabe nach der verheerenden Pest von 1348

Der Saal der Landkarten (Sala del Mappamondo) wurde nach einer von Ambrogio Lorenzetti gemalten Weltkarte benannt, die heute nicht mehr zu sehen ist. Er befindet sich im ersten Stock des Palastes. An den Wänden befinden sich einander gegenüberliegend zwei weltberühmte Fresken von Simone Martini. Die  Maesta (thronende Madonna), um 1315 entstanden, gilt als ältestes Fresko von Siena. Es ist im Stil französischer Gotik, in Kombination mit von Duccio übernommener hellenistischer, sowie italienischer Malweise angefertigt. Es fasziniert durch den leichten Pinselstrich, die kostbaren lebhaften Blau- und Goldfarben, sowie durch die Ausführung allerkleinster Details. Gegnüber der Maesta prangt das vielfach kopierte und allgegenwärtige Fresco von Duccio di Buoninsegna : Eroberung eines Kastells.  

Im Saal des Friedens (Sala della Pace ) sind die Fresken von Ambrogio Lorenzetti zu sehen, die zwischen 1337 und 1339 gemalt wurden. Der Freskenzyklus zeigt die  Allegorie der Guten und der Schlechten Regierung, die Auswirkungen der Art der Herrschaft auf die Bevölkerung in Stadt und Land in drei Bildeinheiten, die zu einem Werk zusammengefasst sind. Die gute Regierung besteht aus einem greisen, feierlich in schwarz und weiß gekleideten König. Es sind die Farben der Balzana, des Banners und des Wappens der Stadt. Der König verkörpert das Gemeinwohl. Zu seiner Linken befinden sich die Personifikationen der Gerechtigkeit, der Mäßigung – die Sanduhr in ihrer Hand gilt als der früheste Beleg für deren Verwendung – und der Großherzigkeit, zu seiner Rechten die Klugheit, die  Stärke und der Frieden. In der Höhe schweben Glaube, Liebe und Hoffnung, am unteren Bildrand säugt die Wölfin Aschius und Senius, Söhne vonm Remus und mythische Gründer der Stadt Siena. Die Auswirkungen der Guten Regierung auf die Stadt zeigt eine Stadtansicht, in der fröhliches friedliches Treiben herrscht, die Auswirkungen der Guten Regierung aufs Land zeigt blühende und fruchtbare Felder, Wälder und Haine mit Tänzerinnen. Die Schlechte Regierung zeigt einen Herrscher mit Teufelsattributen, der von  Höllenhunden und Personifikationen der Todsünden und Laster umgeben ist.

Folgen der guten Regierung

Folgen der schlechten Regierung

Der Freskenzyklus der Guten und schlechten Regierung ist ein Schlüsselwerk der europäischen Malerei und zwar nicht nur wegen der formalräumlichen Darstellung der Figuren wie auch der Landschaft, sondern weil sich darin der Bildungsstandard einiger gebildeter Kreise dieser frühhumanistischen Zeit widerspiegelt. Es wird deutlich, dass in dieser Zeit lange vor  Petraca bereits fundierte Kenntnisse über Homers Epen und sogar Kenntnisse über Hesiods Werk in Westeuropa existierten.

In der (Innen-)Kapelle des Palazzo Pubblico ist ein marmorner Altar zu sehen, darüber befinden sich Gemälde Sodomas mit der Hl. Familie und dem Hl. Leonhard, die seitlichen Gewölbe sind mit Fresken von Taddeo di Bartolo (um etwa 1407) bemalt, wobei die Szenen aus dem Leben der Hl. Jungfrau besonders eindrücklich sind.

                                

Begräbnis der Gottesmutter

Christus holt den Leib der verstorbenen Maria in den Himmel

 

Oratorio di San Bernadino

Das Gebäude ist heute der Sitz des Diözesanmuseums. Das vielleicht berühmteste Werk des Museums ist die Madonna del latte, von Ambrogio Lorenzetti vom  Beginn des 14.Jhs. Doch erwartet uns hier noch eine Fülle von kleineren Werken aus dem 13.Jh. bis hin zum 15. Jh.

Ambrogio Lorenzetti: Madonna del Latte

 

Das Obere Oratorium oder die Kapelle der S. Maria degli Angeli blieb in seiner ursprünglichen Ausstattung erhalten. Eine wunderschöne Kassettendecke umfasst von oben den Raum, die mit dem Fries an den Seitenwänden korrespondiert, der an den Wänden die Geschichte der Allerseligsten Jungfau einrahmt. Es sind großformatige Gemälde von Sodoma, Girolamo des Pacchia und Domenico Baccafumi.

 

Die Erwählung Marias am Anfang der Zeiten

 

Maria Tempelgang

  Marias Tod

Himmelfahrt Mariens

San Francesco

In unmittelbarer Nähe des Oratorio befindet sich die Kirche San Francesco. Ähnlich wie bei San Domenico präsentiert sich das Innere als saalartiger Raum, der im Osten durch eine quadratische Apsis abgeschlossen wird. Die Seitenwände der durch Nischen strukturierten Apsis, beherbergen Fresken, von denen die Werke von Ambrogio und Pietro Lorenzetti besonders hervorragen.

            

Pietro Lorenzetti: Kreuzigung Ambrogio Lorenzetti: Matyrium der Franziskaner von Ceuta

Hostienkapelle

Hostienbehälter

Ein außergewöhnlicher Kult verbindet sich mit einem kleinen Kapellenraum, wo ein besonderer Hostienbehälter verwahrt wird. Am 14. August 1730 wurde der Hostienbehälter samt Inhalt geraubt, aber zwei Tage später wieder gefunden. Seit damals wurden die 223 Hostien aufbewahrt und blieben bis heute unverdorben. Da der Fund am 17. stattfand, wird jedes Monat zu diesem Datum das Ereignis gefeiert, und zwar in einer eigenen Kapelle

Nationalpinakothek

Die Nationalpinakothek ist im Palazzo Buonsignori untergebracht - in einem beeindruckenden spätgotischem Gebäude.

                             

Die heutige Sammlung entstammt ursprünglich aus dem Besitz der Mönche Giuseppe Ciaccheri und Luigi de Angelis, die die Werke zwischen 1750 und 1810 sammelten. De Angelis machte auch einen ersten Versuch, die Kunstwerke zu katalogisieren. Später wurde die Sammlung durch einige Werke des Pilgerhospiz Santa Maria della Scala erweitert. Im 19. Jahrhundert gelang sie dann in den Besitz der Comune di Siena. Die wichtigsten Ausstellungsabschnitte sind jene, die der Malerei Sienas vom 13.Jh. bis zum 16.Jh. gewidmet sind.


Taddeo di Bartolo 1362-1433

Mattheo de Giovanni 1433-1495

Giovanni di Paolo 1403-1482

Zu den berühmtesten Werken gehört die "Mystische Vermählung der Hl. Katharina" von Michelino da Besozzo

                       

 Lorenzo di Pietro malte das Bild, worin Calistus III. darüber belehrt wird, dass nun die Muttergottes selbst die Patronin von Siena werden wird. Offensichtlich wurde dem unumschränkte Nepotismus des Borgia-Papstes hier legendär eine Grenze gesetzt.

                  

 

 Museen der Palios

Auf unseren Streifzügen durch Siena betraten wir einmal eine Kirche, wo ein weit offenes Tor zum Eintreten einlud. Eine Türe an der rechten Seite der Apsis führte vermutlich in den Kreuzgang - so konnte man annehmen. Doch gab es hier keinen Kreuzgang, sondern ein ganz besonderes Museum. Es war das Museum der Contrade des Einhorns!  In den Vitrinen und auch auf Kleiderständern waren hier besonders schöne Gewänder zu sehen, alte Rüstungen und einige Palios, die wir zunächst nicht als solche erkannten.

 Alte Rüstungen und Palios des Einhornes

                                           


Ein anderes Mal - auch rein zufällig - zeigte uns ein junger Mann SEIN  Museum. Es war das Museum der Contrade des Käuzchens. Die Räume waren hier schlichter und einfacher gehalten als beim Einhorn. Doch erfuhren wir hier einige Einzelheiten zum Ablauf des Palios:

Das Rennen am 2. Juli findet zu Ehren der Madonna di Provenzano (Palio di Provenzano) statt, das am 16. August zu Ehren der Maria Himmelfahrt (Palio dell'Assunta). Der Name Palio kommt aus dem lateinischen pallium. Pallium bedeutet Tuch oder Umhang. Später bekam das Wort auch die Bedeutung Fahne bzw. Standarte. Der Sieger des Palio di Siena bekommt als Preis eine bunte Standarte (bezeichnet als Palio), die jährlich neu gestaltet wird. Diese Standarte ist ein Seidenbanner an einer  Hellebarde. Verwendete Motive sind die Madonna und die Symbole der teilnehmenden Contraden. Pro Rennen sind immer nur zehn der 17 Contraden zugelassen, und zwar immer jene, die im Vorjahr beim entsprechenden Rennen aussetzen mussten und drei Contraden, die durch das Los bestimmt werden.

      

Keine der Contraden besitzt eines der Pferde ( Halbblütler), die bei den Rennen eingesetzt werden. Eine Kommission inspiziert eine Vorauswahl von ca. 60 Pferden, von denen dann 30 Pferde vier Tage vor dem Rennen an der „Batteria“ (dt. Vorrunde) teilnehmen dürfen. Auch die fantini, die Reiter, sind keiner der Contraden zugehörig. Diese Jockeys werden gemietet.

Die Rennbahn ist ein ca. 300 m langer Rundkurs auf dem äußeren Ring der Piazza del Campo. Auf diesen Ring wird ein spezieller Belag (eine Mischung aus  Tuff und Sand) in 20 cm Dicke aufgebracht und festgestampft. Die Breite der Bahn beträgt 7,5 m.

Moderner Palio der letzten Jahre

Moderne Palios

 Palios, die von den Käuzchen in der Vergangenheit errungen wurden

  Am Ende unseres Spazierganges soll noch erwähnt werden, dass Siena an keinem Fluss liegt, sondern von Quellen versorgt wird, die im Tal entspringen und in ein Netz von Brunnen  eingespeist werden. Einer davon ist die Fonte Gaia, die in der Renaissance auf der mittelalterlichen Piazza del Campo errichtet wurde. Diese wird von einem älteren Wassersystem gespeist, bestehend aus der 25 km langen Bottini-Galerien, welche das Wasser auf etwa fünfzig Brunnen verteilten, von denen die größten in der Nähe der Stadttore gelegen waren. Einer dieser Brunnen liegt in der Nähe des Elternhauses von Katharina:Wasser in der Nähe der Färberei war zweifellos ein wichtige Voraussetzung für diese Art von  Handwerksbetrieb. 

 Hinter der Fonte Branda führt eine Treppe hinauf zur Via del Tiratoio – meine Empfehlung dazu, die Treppe zur Zeit des Sonnenunterganges hinaufzuwandern und den Blick nach hinten zu wenden, wo ein lang gestreckter Hügel den Horizont begrenzt.

An der oberen Linie des Hügels wachsen Pinien und heben sich wie Schattenrisse vom hell strahlenden Himmel ab – der sich immer wieder in anderen Farbschattierungen darbietet. Diese Treppe – wie oft mag sie die kleine und große Katharina hinauf und hinuntergelaufen sein…

Ich weiß nicht wirklich, ob Katharina ihre erste Vision auf dieser Treppe erlebte – aber es wäre geschehen in Harmonie mit der wunderbaren und natürlichen Schönheit dieses Platzes.

Von allen italienischen Städten,  die ich schon besucht habe, besitzt Siena ein besonderes Flair. Es ist nicht zu beschreiben – nur zu spüren. Wahrscheinlich spielt die gotische Struktur der Stadt, die noch von einer intakten Stadtmauer umgeben ist, eine wesentliche Rolle dabei. Auch leistet die Piazza del Campo mit ihrem muschelartigen Aufbau einen wesentlichen Beitrag zur die Atmosphäre der Stadt. Doch genügt das alles nicht! Aus einem inneren Gefühl heraus, scheint mir die geistige Gegenwart der Hl. Katharina letztlich als der eigentliche Grund für die einzigartige Stimmung in dieser Stadt zu sein. Daher soll hier ein Gebet der Hl. Katharina den Abschluss bilden! Obwohl es vor ca. 800 Jahren niedergeschrieben wurde,  scheint es heute aktuell, wie nie zuvor!

Hab Erbarmen, ewiger Gott, mit deinen Schafen! Du bist ja der gute Hirte. Zögere nicht, barmherzig an der Welt zu handeln! Es sieht fast so aus, als ob sie nicht mehr weiter kann. Denn die Einung der Liebe mit Dir, ewige Wahrheit, und der Menschen untereinander ist ihr anscheinend ganz verloren gegangen. Sie lieben sich gegenseitig nicht mit der Liebe, die in Dir verwurzelt ist.

 

 

 

 

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